Ich lebe in Colorado nahe der Rocky Mountains, wo dich im Winter viele Gefahren auf der Straße ausbremsen können. Der sogenannte Whiteout aufgrund starker Winde, Lawinen und heftigem Schneefall kann dein Fahrzeug auf vielerlei Art außer Gefecht setzen oder dich zwingen, eine ungeplante Nacht im Fahrzeug zu verbringen, um das schlechte Wetter abzuwarten. Aber die Rockies sind in dieser Hinsicht nicht einzigartig. In vielen Regionen der USA (und weltweit) herrschen ähnlich gefährliche Winterbedingungen.
Herbstanfang in der nördlichen Hemisphäre erinnert daran, dass der Winter vor der Tür steht. Dies ist der perfekte Zeitpunkt, um über ein Notfallset für dein Overland- oder Pendlerfahrzeug für die kalte Witterung nachzudenken. Für den Fall, dass dein Fahrzeug durch Schlechtwetter oder einen Unfall außer Gefecht gesetzt wird, kann ein Notfallset den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Ausgang ausmachen. Im besten Fall, wenn du in der Lage bist, dein Fahrzeug zu verlassen, kannst du dich mit ein paar wichtigen Dingen in Sicherheit bringen. Wenn du dein Fahrzeug nicht verlassen kannst, kannst du mit der richtigen Ausrüstung mehrere Tage auskommen, bis Hilfe eintrifft.
STARTE MIT EINEM ROBUSTEN BEHÄLTER
Ein stabiler Behälter ist ein Muss; ich habe mich für ein Front Runner Wolf Pack entschieden. Ich mag diese Behälter aus mehreren Gründen: Sie lassen sich leicht stapeln, die Deckel schließen sicher, und sie sind stabil genug, dass ich darauf stehen kann (ich bin klein, also dient er einem doppelten Zweck: als Behälter und Tritthocker).
NOTFALL-AUSRÜSTUNG FÜR KALTES WETTER
Die Ausrüstung, die ich gewählt habe, basiert auf meinen persönlichen Bedürfnissen. Je nachdem, wo du wohnst und was du in den Wintermonaten wahrscheinlich vorfinden wirst, kannst du Dinge hinzufügen oder weglassen.
KOCHER Ein kleiner Kocher kann Schnee oder Eis schmelzen, um Trinkwasser zu gewinnen, und auch Wasser für die Zubereitung gefriergetrockneter Mahlzeiten kochen. Ich habe mich für einen kleinen Primus Kocher entschieden, weil er ein integriertes System aus Brenner und Topf ist. Packe auch einen Brennstoffbehälter ein.
Isobutan-Kartuschen haben eine geringere Leistung bei Kälte/in Hochlagen. Brennspirituskocher sind etwas umständlicher und komplizierter zu bedienen, bieten aber eine bessere Leistung bei Kälte/in Hochlagen.
WASSER Wasser ist im Winter ein Problem, denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es gefroren ist, wenn man es braucht. Ich habe mich für diese dünnen, recyclebaren Flaschen entschieden, denn selbst wenn sie einfrieren, kann man sie mit einem kleinen Messer aufschneiden und das Eis mit dem Kocher schmelzen. Mit einer Nalgene- oder Metallflasche wäre das nicht möglich.
NAHRUNG Als Verpflegung habe ich einerseits gefriergetrocknete Outdoor-Mahlzeiten; die sind gehaltvoller für den Fall, dass ich mit meinem Fahrzeug tagelang festsitze. Wenn ich aber nur einen schnellen Snack brauche, um mich warm zu halten oder mich zu stärken, während ich zu Fuß Hilfe suche, habe ich andererseits immer einige Energieriegel dabei, die ich essen kann, ohne sie kochen/erhitzen zu müssen.
Welche Lebensmittel du auch immer einpackst, bevorzuge fettreiche Produkte, da sie eine höhere Energiedichte haben und dich bei kaltem Wetter eher warm halten.
ELEKTROLYTE Ich habe auch isotonische Getränke dabei. Bei kalten Temperaturen kann man leicht dehydrieren, weil man nicht so viel Durst verspürt wie in wärmeren Klimazonen. Elektrolyte helfen dir, hydriert zu bleiben, was wiederum deinem Körper hilft, dich warmzuhalten.
Elektrolythaltige Getränke mit Zucker sind zuckerfreien vorzuziehen. Die zusätzlichen, schnell verbrennenden Zuckerkalorien helfen dir, bei kaltem Wetter warm zu bleiben.
MULTITOOL Ein Multitool wie Leatherman Free P4 ist vielseitig einsetzbar.
STIRNLAMPE Eine Stirnlampe ist in den meisten Fällen besser als eine Taschenlampe. Sie ist ideal, wenn du eine Aufgabe erledigst, für die du beide Hände brauchst, z.B. Fahrzeugreparaturen oder Schneeschaufeln im Dunkeln. Achte darauf, dass du Lithiumbatterien in deiner Stirnlampe verwendest, damit sie auch bei Kälte funktioniert.
TASCHENLAMPE Eine superhelle Taschenlampe wie die LED Lenser MT14 ist eine großartige Ergänzung, wenn du mehr Licht brauchst, als deine Stirnlampe bieten kann. So kannst du Rettungskräfte alarmieren bzw. auf dich aufmerksam machen, um andere Fahrzeuge zu warnen, wenn du auf der Straße liegengeblieben bist.
SKIBRILLE Wenn du im Schneesturm dein Fahrzeug freischaufelst oder dich vom Fahrzeug entfernst, um dich in Sicherheit zu bringen, ist eine Schutzbrille unerlässlich. In vielen Sportgeschäften kannst du günstig eine gebrauchte Skibrille kaufen.
MÜTZE Aufgrund der Dichte der Kapillargefäße unserer Kopfhaut trägt eine Woll- oder Fleecemütze wesentlich dazu bei, dich bei kaltem Wetter warmzuhalten.
JACKE Eine wasserdichte Thermojacke ergänzt deine Ausrüstung. Sie bietet zusätzliche Wärme und hält dich trocken, wenn du dein Fahrzeug verlassen musst. Sie hilft dir auch, dich warmzuhalten, wenn der Motor nicht läuft und du keine Heizung hast.
Eine wasserdichte Skihose vervollständigt dein Outfit für kaltes Wetter. Außerdem hält lange Synthetik- oder Wollunterwäsche wärmer als Baumwolle.
HANDWÄRMER Chemische Handwärmer sind in mehrfacher Hinsicht nützlich: Sie halten deine Zehen und Finger warm und verringern so die Gefahr von Erfrierungen bei extremer Kälte; sie halten den Akku deines Mobiltelefons warm, sodass er nicht vorzeitig entladen wird; und sie bieten zumindest ein wenig psychologischen Komfort in Stresssituationen.
Es gibt auch elektrische und nachfüllbare Handwärmer.
HANDSCHUHE Es versteht sich fast von selbst, dass ein Paar Isolierhandschuhe ein Muss sind. Ich empfehle ein Paar mit einer Lederhandfläche, die einiges aushalten kann, falls du schaufeln oder andere körperliche Arbeiten verrichten musst.
Besser sind zwei Paar Handschuhe, falls eines nass wird.
SCHAUFEL UND SCHLAFSACK Zwei letzte Dinge, die einen großen Unterschied für deinen Komfort und deine eventuelle Fahrzeugbergung machen können: eine Schaufel und ein Schlafsack. Der Schlafsack hilft dir, warm zu bleiben, wenn du die Nacht im Fahrzeug verbringen musst. Eine klappbare Schneeschaufel ist sehr kompakt, kann aber mit ihrem großen Schaufelblatt eine Menge Schnee bewegen, wenn du dein Fahrzeug aus einer Schneewehe graben musst.
DIR WIRD kalt?
Nur weil du eine Notfallausrüstung hast, heißt das noch lange nicht, dass du dir keine Sorgen machen musst. Dir kann trotzdem kalt werden, aber zum Glück gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sich aufzuwärmen, und die meisten davon sind sehr einfach. Hier sind ein paar Ideen, die dein Blut in Wallung bringen, während du auf Hilfe wartest.
SPORT Es ist vielleicht nicht das Erste, was dir in den Sinn kommt, wenn du gestrandet bist und frierst, aber Ausdauertraining ist eine der effizientesten und schnellsten Möglichkeiten, sich aufzuwärmen. In einer sicheren Umgebung sind Hampelmänner sehr effektiv, um deine Körpertemperatur zu erhöhen. Probiere es mit Situps in deinem Schlafsack oder greife dir eine Schaufel und schippe 10 Minuten lang Schnee. Du wirst überrascht sein, wie schnell dir warm wird.
Bewegung wärmt dich zwar auf, kann dich aber auch zum Schwitzen bringen. Pass auf, dass du nicht zu nass wirst, sonst wird dir wahrscheinlich wieder kalt.
ISS ETWAS Wenn dir kalt wird, solltest du etwas essen. Dein Körper wandelt Kalorien in Wärme um. Ein kalorienreicher Snack ist also eine gute Möglichkeit, deinem Körper zu geben, was er braucht, um warm zu bleiben. Wenn du mitten in der Nacht aufwachst und frierst, kannst du einen Schoko- oder Energieriegel essen, ohne die Wärme deines Schlafsacks zu verlassen. Vertrau mir, das kann einen sehr großen Unterschied machen.
Bewahre bei Minusgraden immer einen Schoko- oder Energieriegel in der Jackentasche auf, damit er weich genug bleibt, um ihn zu essen, wenn du Hunger bekommst.
ZUSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
MEDIKAMENTE Wenn du regelmäßig Medikamente einnehmen musst, packe einen Vorrat für mindestens zwei Tage in deine Notfallausrüstung (sofern sie bei Minusgraden gelagert werden können).
HYDRIEREN In kalten Umgebungen ist es unwahrscheinlich, dass du Durst verspürst, aber das bedeutet nicht, dass du nicht trinken musst. Dehydrierung kann das Risiko von Erfrierungen oder Unterkühlung erhöhen. Ziel ist es, mindestens zwei Liter Wasser pro Tag zu trinken, auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
KOMMUNIKATION Du kannst dich nicht immer darauf verlassen, dass dein Handy im Notfall funktioniert, daher ist es klug, einen Notfallplan zu haben. Teile jemandem, auf den du dich verlassen kannst, deine Reisepläne mit und sag ihm, was zu tun ist, wenn du dich verspätest. Du kannst auch ein Satellitenkommunikationsgerät wie Garmin inReach Mini mitnehmen.
Wort & Bild: Matt Swartz