Die Enttäuschung, die wie ein Vorhang über das Gesicht eines Defender-Fahrers fällt (und die schnell zurückgezogene Hand), wenn er oder sie mich in einem Grenadier versehentlich mit dem Land-Rover-Gruß “adelt”, amüsiert mich immer wieder. Um dem verletzten Stolz noch eins aufzusetzen, erwidere ich die Geste stets mit einem begeisterten Winken.
Als INEOS den Pickup ankündigte, war ich von seiner Nutzlast enttäuscht und von seinem Preis überwältigt…im Vergleich zu anderen Fahrzeugen. Nun, das war eine etwas voreilige Recherche meinerseits (und das Auto kam dabei ziemlich schlecht weg). Versteht mich nicht falsch, das sind die Fakten, und sie können unter bestimmten Umständen durchaus zutreffen.
Es ist leicht, Zahlen in eine Tabelle zu tippen, um zu sehen, welches Auto das schwerste, das teuerste und das mit der geringsten Nutzlast ist—oder, welches das leichteste, das billigste ist und das meiste transportieren kann, ohne das zulässige Gesamtgewicht zu überschreiten. Internet und Social Media leben von spektakulären Schlagzeilen: Alles muss entweder das Größte und Beste oder das Schlimmste und Schockierendste sein. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe es satt zu lesen, warum etwas nicht so gut ist wie etwas anderes…ich möchte lieber wissen, ob etwas der Aufgabe gewachsen ist, für die es gedacht war, vor allem, wenn das besagte Objekt die Dinge etwas anders angeht.
Overlanding ist nicht jedermanns Sache, denn das Fahrzeug unserer Wahl (sei es ein Fahrrad, Motorrad, Auto, Van oder Lkw) muss mit allem fertig werden, was wir und der Planet ihm zumuten, und lange Strecken zuverlässig zurücklegen. Die Frage, die ich mir also stellen muss, lautet: Ist der INEOS Grenadier Quartermaster ein guter Overlander?
Die einzige Möglichkeit, diese Frage objektiv zu beantworten, besteht darin, mit dem Biest zu leben, monatelang damit zu verreisen und Tausende von Kilometern zu sammeln. Genau das habe ich getan…und dabei viel gelernt.
DAS FAHRZEUG WIE GETESTET
INEOS war so freundlich, uns einen INEOS Grenadier Quartermaster Trialmaster mit Linkslenkung und Dieselmotor zu leihen. Ja, das ist schon ein ziemlicher Zungenbrecher, aber es trifft den Nerv der Zeit. Wenn du dir über die Rolle eines Quartermasters [dt. Quartiermeister] im Unklaren bist, denk an James Bond, und an “Q“.
Der Zusatz Trialmaster stammt von der gleichnamigen Motorradjacke aus gewachster Baumwolle von Belstaff, übrigens die allererste Jacke (zusammen mit der passenden Hose), die ich 1977 kaufte, als ich mit dem Motorradfahren begann. Die Jacke, eine Ikone der Ausdauer, wurde ursprünglich entwickelt, um den rauen Bedingungen der zermürbenden Six Days Trial-Motorradrennen gerecht zu werden. Die Liste der Prominenten, die diese Jacke getragen haben, ist eine Hommage an ihre Funktionalität: Sammy Miller, Formel-1-Pilot Jackie Stewart, der King of Cool, Steve McQueen, und in jüngerer Zeit Ewan McGregor aus dem Long Way Round, Up, Down-Franchise. Aber ich schweife ab…
Getreu seinem Namen wurde dieser Quartermaster (ab jetzt “Q”) werkseitig für den harten Offroad-Einsatz konfiguriert und ist mit BFGoodrich K02-Reifen auf 17”-Stahlfelgen, Diffsperren vorne und hinten, Schnorchel, strapazierfähigen Polstern, Bergabfahrhilfe, Zusatzbatterie und einer in der vorderen Stoßstange versteckten 5,5-Tonnen-Winde ausgestattet. Außerdem wurde dem Wagen ein Saddle Leather Pack spendiert, eine markante Lederausstattung für das Lenkrad, die Handbremse und den Haltegriff des Beifahrers.
ERSTER EINDRUCK
Ich bin während der Entwicklungsphase und in der Zeit nach der Markteinführung viele Grenadiere gefahren, sodass ich mit Qs Cockpit-Layout und Fahrverhalten bereits vertraut war. Nun, es ist ein Grenadier, nicht wahr? Ja und nein. Trotz identischer Komponenten und allgemeiner Merkmale ist Q nicht einfach ein Grenadier, dessen Karosserie hinter der zweiten Sitzreihe abgetrennt und durch eine Pritsche ersetzt wurde. Das starke Chassis wurde gestreckt, der Radstand ist um 305 mm verlängert, die Gesamtlänge beträgt stattliche 5,44 m.
Auf dem Heimweg durch Köln beschloss ich spontan, einen Umweg zu nehmen, um dem dichten Verkehr zu entgehen. Als ich die für einen Normalwagen günstige Straßenlage ein wenig hinter mir gelassen hatte, war ich, was Q anbelangt, unwissentlich weit übers Ziel hinausgeschossen. Mit voll eingeschlagenem Lenkrad ergriff ich die Gelegenheit, mich im Schneckentempo zwischen zwei Autos auf der Gegenfahrbahn zu schieben. Du liebe Zeit! Jeder Öltanker hat einen engeren Wendekreis als der Quartermaster! Da mir andere Autos so dicht auf den Fersen waren, dass ich nicht zurücksetzen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf den Bürgersteig auszuweichen und den Fußgängern, die mich über die Motorhaube hinweg anstarrten, entschuldigend zuzulächeln. Eine Lektion, die ich gelernt habe, als mich mein Fahrlehrer damals mit einem 40-Tonner durch ein belebtes Stadtzentrum mit vielen Baustellen und engen Gassen jagte.
Kenne dein Fahrzeug, sei vorausschauend.
PACKEN FÜR DIE REISE
Um es kurz zu machen: Ich war mit meiner Frau Elisabeth und unserem Sohn Tristan unterwegs. Drei Erwachsene mit Kameras, Drohnen, Computern und Campingausrüstung, was man auf einer Reise halt so braucht.
INEOS bietet Dachträger in verschiedenen Größen und viele Anbauteile als Zubehör an, um alles vom Reserverad über Fahrräder, Sandbleche, Hi-Lift, Werkzeug, Kajaks und vieles mehr sicher zu transportieren. Aber ich brauchte nur ein geliehenes Paar Rhino-Rack-Querträger, um das Alu-Khosi-Dachzelt von Larry (meinem 1963er Land Rover Series 2A) auf Q zu verlegen.
Fakt: Der Quartermaster kann mit Dachgepäckträger eine dynamische Last von 125 kg tragen. Die statische Last liegt bei beeindruckenden 420 kg. .
Nachdem Elisabeths und meine Unterkunft geklärt war (Tristan schlief im Bivvy), widmete ich mich der Ladefläche des Pickups. Sie ist mit einer robustem Kunststoffwanne ausgekleidet und misst 1.564 x 1.619 x 485 mm (LxBxH). Da wir unterwegs höchstwahrscheinlich Dinge wie Holzscheite für das Lagerfeuer sammeln würden, wollte ich die Fläche nicht vollständig mit unserer Ausrüstung ausfüllen. Unsere Konfiguration umfasste zwei Zarges (750 x 560 x 420 mm und 570 x 370 x 380 mm) und je eine YETI Loadout GoBox (ca. 770 x 380 x 350 mm), Lifesaver Jerrycan für sicheres Trinkwasser (ca. 340 x 190 x 180 mm), YETI Hopper Flip 18 Soft Cooler (450 x 290 x 320 mm) und YETI Duffle (ca. 710 x 400 x 28 mm). Viel staub- und wasserdichter Raum, um unsere Ausrüstung zu verstauen, und immer noch reichlich Platz für Holzscheite und mehr. Es gibt vier Zurrpunkte und das funktionierte gut, aber Airline-Schienen wären mein Verbesserungsvorschlag für mehr Flexibilität.
Den YETI Cooler nahm ich mit, weil Q einen Überrollbügel anstelle von Plane/Spriegel oder Roller Tonneau hat. Ich hielt es für keine gute Idee, einen Kühlschrank auf der Ladefläche zu lassen, wo er den Elementen (und neugierigen Blicken) ausgesetzt ist. Wer über eine Abdeckung verfügt, sollte wissen, dass die Ladefläche mit je einer 230V-, 12V-Steckdose und LED-Lampe ausgestattet ist.
Fakt: Es gibt zwei 230V-Steckdosen, eine auf der Ladefläche und eine in der Kabine. Diese funktionieren nur, wenn der Motor läuft. Selbst bei eingeschaltetem Hilfsstromschalter bleiben sie inaktiv. Etwas verwirrend, wenn man bedenkt, dass Q eine zweite, von der Starterbatterie unabhängige Batterie hat.
Was die Nutzlast betrifft, so kann der Diesel 760 kg und der Benziner bis zu 835 kg transportieren. Ich denke, dass die Zuladung für die meisten Overlander ausreichend ist; wir haben im Testzeitraum nicht mehr gebraucht. Je nachdem, wohin uns eine künftige Reise führt, könnte ich bedenkenlos noch einen weiteren Ersatzreifen und diverse Teile mitnehmen.
Die Heckklappe kann, geöffnet, satte 225 kg tragen und hat genau die richtige Höhe, um darauf zu stehen/sitzen, als Bar zu dienen oder die Küche zu tragen.
Apropos Küche, wir haben aus praktischen Erwägungen die MOKUBO mitgenommen, weil sie für bis zu vier Personen ausgelegt ist. Auch dies war etwas, was wir nicht den unzuverlässigen europäischen Wetterverhältnissen aussetzen wollten, also wanderte sie in den Innenraum, auf die umgeklappten Sitze hinter dem Fahrer. Aber zum Fahrgastraum später mehr.
FAHREN AUF DER STRASSE
Vor unserer ersten Tour musste ich in der Stadt Proviant besorgen und mehrere hundert Kilometer entfernt einen Kunden besuchen. Das gab mir Gelegenheit zu sehen, wie sich Q im unbeladenen Zustand in einer urbanen Umgebung verhält. Die progressiven Schraubenfedern an beiden Starrachsen sind ein hervorragendes Rezept für Komfort. Klar, wenn die Hinterachse nicht belastet wird, ist das Fahrverhalten straff, aber selbst dann keinesfalls unbequem oder unruhig. Ganz im Gegenteil.
Mit einem Quartermaster willst du wahrscheinlich nicht allzu oft in Städte fahren, und wenn doch, dann wirst du Parkhäuser meiden. Der Wendekreis von 14,5 m war in einigen der kleinen historischen Dörfer, die wir besuchten, ein Hindernis—nicht so sehr für mich, weil ich wusste, wie viel Platz ich brauchte, sondern für die Leute hinter mir, die zurücksetzen und mir Platz zum Manövrieren lassen mussten.
Realistisch gesehen ist es nicht leicht, mit Q einen Parkplatz zu finden, insbesondere in modernen Metropolen, aber welche Overland-Fahrzeuge sind das schon? Ein kleiner, aber akzeptabler Kompromiss. Allerdings neigen andere Verkehrsteilnehmer in Cityflitzern dazu, einen großen Bogen um Q zu machen, wenn sie plötzlich auf Augenhöhe mit der imposanten, couchartigen Frontstoßstange sind.
Ein Auto dieser Größe, mit einem Leergewicht von 2,7 Tonnen, muss mit dem Stadtverkehr mitschwimmen können. Eine Aufgabe, die der 3-Liter-Reihensechszylinder-Diesel mit wenig mehr als einem freundlichen Knurren aus dem Auspuff nonchalant meistert. Und wie sieht es auf der Autobahn aus?
Fakt: BMW liefert sowohl den Diesel- als auch den Benzinmotor, mit 249 PS / 550 Nm bzw. 286 PS / 450 Nm. Der Motor wurde speziell für den kombinierten On- und Offroad-Einsatz gemappt.
Das 8-Gang-ZF-Automatikgetriebe ist mit einem Tremec-Verteilergetriebe mit Untersetzung und zentraler Diffsperre verheiratet.
Von Mitteleuropa aus mussten wir 946 km auf dem Asphalt zurücklegen, bevor wir den Ausgangspunkt unserer Offroad-Tour durch die Westalpen erreichten. Der Plan war, Stefan, der mit seinem Land Rover Discovery 2 vorausgefahren war, einzuholen und gemeinsam anzukommen. Aber er hatte einen guten Vorsprung.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in rund neun Sekunden wird der Grenadier kein Viertelmeilenrennen gewinnen. Aber du kannst auf die Autobahn auffahren, den Tempomat auf beispielsweise 120 einstellen und die Fahrt entspannt genießen, da die Federung Fahrbahnunebenheiten ausgleicht und der lange Radstand das Schiff schön in der Spur hält.
Nichts klappert an oder in diesem Auto. Alles ist solide montiert, und die Türen schließen mit einem beruhigenden, dumpfen Geräusch…auch wenn du die Gummidichtungen mit feste Ziehen überwinden musst.
Alle Grenadiers ab Baujahr 2024 sind mit einer obligatorischen Geschwindigkeitswarnung ausgestattet, die zu klicken beginnt, sobald man die Geschwindigkeit überschreitet, die die Kamera (angeblich) zuletzt registriert hat. Ich weiß nicht, worauf genau sie reagiert, aber das Display zeigte eine Geschwindigkeitsbegrenzung an und das Klicken begann, auch wenn es keine Beschränkungen gab. Ja, man kann diese Funktion abschalten, aber sie kommt jedes Mal wieder, wenn man die Zündung einschaltet. Ich habe festgestellt, dass es ins Unterbewusstsein übergeht, wenn man es lange genug ignoriert. Dasselbe gilt für den Spurhalteassistenten, der sich (meistens) hörbar meldet, wenn man eine Linie überfährt, ohne zu blinken, jedoch ohne am Lenkrad zu ziehen.
Die servounterstützte Kugelumlauflenkung hat den typischen Nachteil, dass man das Lenkrad etwas mehr drehen muss als bei einer Zahnstangenlenkung, und dass sie sich am Kurvenausgang nicht selbst zentriert. Wie du später sehen wirst, wenn ich über das Fahren im Gelände spreche, hat dieses System erhebliche Vorteile, die die Eigenschaften auf der Straße bei weitem überwiegen. Um ehrlich zu sein, wenn du erst einmal auf der Straße unterwegs bist, dauert es nur kurze Zeit, bis du dich an die Funktionsweise gewöhnt hast.
FAHRGASTRAUM
Fakt: Die Karosserie des Grenadier besteht größtenteils aus Stahl mit angeschraubten Aluminiumbauteilen. Seine kastenförmige Silhouette verleiht ihm eine vertraute Erscheinung.
Der Grenadier Quartermaster ist für die meisten Erwachsenen auf Kurz- und Langstrecken bequem, zumindest auf den Vordersitzen. Erwachsene in der zweiten Reihe haben zwar nicht den Luxus verstellbarer Sitze oder die Beinfreiheit der Vordersitze, aber die Kopffreiheit ist für alle gut, auch wenn größere Passagiere hinten Schwierigkeiten haben werden, aus den Fenstern zu schauen—die Sitzpolster sind recht hoch und das Dach ist an den Seiten heruntergezogen. Es gibt jedoch zahlreiche Ladepunkte, einschließlich einer 230V-Steckdose.
VORDERSITZE
Die Sitze für Fahrer und Beifahrer sind geräumig. Ich bin knapp zwei Meter groß und habe mehr als genug Platz, um es mir bequem zu machen. Der Fahrersitz lässt sich weiter nach hinten schieben, als ich benötige, meine Schulter stößt nicht an die B-Säule, und es gibt viel Kopffreiheit. Was ich sehr schätze, ist die breite, horizontale Armlehne am unteren Rand des Türfensters. Sie lädt geradezu dazu ein, bei langen Fahrten den Arm dort abzulegen.
Aber nicht alles ist so rosig. Erstens sind die B-Säulen wuchtig, was den Schulterblick, wenn man den Sitz in eine bequeme Position zurückschiebt, erschwert. Zweitens finde ich, dass die Recaro-Sitze von einer Lendenwirbelstütze in der Rückenlehne und einem ausziehbaren Sitzkissen profitieren würden. Vielleicht denkt jemand bei INEOS Automotive über diese Änderungen nach, jetzt, da ein neuer Zulieferer gefunden werden muss, der Recaro ersetzt.
RÜCKSITZE
Die Rücksitze stammen ebenfalls aus dem Recaro-Werk und sind so gut, wie man es von einem Pickup mit Doppelkabine erwarten kann. Die Rückenlehne ist ziemlich aufrecht, aber das ist nicht unbedingt schlecht. Erwachsene in der zweiten Reihe müssen jedoch mit einigen anderen Nachteilen rechnen. Der Fußraum ist beim besten Willen nicht großzügig, was bedeutet, dass die Füße eingeengt sind und lange Fahrten ohne Pausen unangenehm werden.
Außerdem: Der Flaschenhalter in der hinteren Tür fasst eine anständig große Flasche, aber man kann sie nicht herausnehmen, wenn die Tür geschlossen ist. Der Haltegriff im Dach ist zu weit hinten angebracht, um nützlich zu sein, und wenn man den Rücksitz verlassen will, muss man sich um 90° drehen, weil sonst die Tür im Weg ist.
Da wir auf unseren Reisen nur einen Rücksitz brauchten, klappten wir die Doppelsitzbank um, um mehr Platz für Jacken und andere leicht zugängliche Dinge zu gewinnen, nicht zuletzt die MOKUBO-Küche, die den identischen rechteckigen Fussabdruck (60 x 40 cm) wie eine Eurobox, hat. Ließen sich die hinteren Türen im vollen 90°-Winkel öffnen, könnte man den Platz im Innenraum viel besser nutzen, weil er leichter zugänglich wäre. Mit nur zwei Personen würde ich die Rücksitze komplett ausbauen und Auszüge installieren, um den verfügbaren Platz optimal auszunutzen.
KLIMAANALAGE
Vielleicht ist es nur eine Besonderheit dieses Wagens, aber die Klimaanlage ist, nun ja, nicht besonders effektiv. Wenn die Sonne von außen auf die Scheiben und die Karosserie brennt, hat das Drehen am Temperaturregler keinen großen Einfluss auf das Raumklima. Das Aufdrehen des Gebläses ist, als ob man die Lautstärke aufgedreht hätte…man hört zwar, dass die Lüfter schneller drehen, aber die Luftmenge, die durch die Auslässe strömt, ist nicht gerade beeindruckend. Es war die heißeste Zeit des europäischen Sommers. Ich frage mich, wie sich das System im tiefsten Winter schlägt.
TASTEN UND SCHALTER
Nennt mich altmodisch, aber ich sympathisiere mit den Designern, denn auch ich ziehe echte Tasten und Schalter den Alternativen am Touchscreen vor. Für den Grenadier bedeutet das jedoch, dass es viele davon gibt. Ob man es nun mag oder nicht, das Dachpanel ist richtig gut (auch wenn es den Geschwaderführer in einigen von uns anspricht). Stell dir vor, du würdest versuchen, all diese Bedienelemente ins Armaturenbrett zu quetschen—die Aufteilung zwischen alltäglichen Bedienelementen im Armaturenbrett und Bedienelementen für Job/Gelände am Dach ist sinnvoll, und man gewöhnt sich schnell daran, wo sich alles befindet.
Zusätzlich zur werkseitig installierten Ausstattung verfügt das Dachpanel über mehrere vorverkabelte Schalter, z.B. für die Zusatzbeleuchtung an einem Dachträger, die Strom aus Steckdosen neben den Zurrschienen auf jeder Seite des Dachs beziehen kann. Das ist ausgesprochen praktisch und erspart das Bohren von Löchern und die Demontage des Innenraums, um Kabel einzuziehen.
Zwischen den Vordersitzen befinden sich ein großer Drehregler und einige Drucktasten, die das Navigieren auf dem zentral angeordneten Infotainment-Bildschirm erleichtern (auch mit Handschuhen).
Alle Schalter und Bedienelemente sind gegen Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt—ein logisches Detail, wenn man bedenkt, dass man die Fußräume mit einem Schlauch ausspülen kann und Spritzer unvermeidlich sind.
INFOTAINMENT
Es gibt zwei Bildschirme. Einen direkt vor dem Fahrer, von dem man hofft, dass er dunkel bleibt, es sei denn, man nutzt einige der Offroad-Funktionen. Der einzige Grund, warum bei einer Fahrt durch den Großstadtdschungel hier ein Licht aufleuchtet, ist, wenn etwas nicht in Ordnung ist, wie Reifendruck, Ölstand, AdBlue-Tank oder andere Warnungen. Im Geländemodus zeigt der Bildschirm an, wenn z.B. die Untersetzung eingelegt ist und Differentialsperren aktiviert sind.
Die Mitte des Armaturenbretts nimmt ein 12,3”-Touchscreen ein. Auf einem Drittel werden typische Fahrinformationen wie Geschwindigkeit, Motordrehzahl, eingelegter Gang und Tankfüllstand angezeigt. Die anderen zwei Drittel dienen der Steuerung/Anzeige von Audio, Apple CarPlay (über Kabel oder Bluetooth) und Android Auto (über Kabel). Da jeder sein Smartphone nahtlos ins System integrieren kann, verwundert es nicht, dass INEOS nicht auch noch ein eigenes Navigationssystem entwickelt hat.
Der Inhalt des Displays ändert sich, wenn du dich im Geländemodus befindest, und liefert mehr relevante Informationen, z.B. wie viel Drehmoment auf jedes Rad wirkt, Winkel und Neigung des Fahrzeugs usw. Du kannst auch auf das INEOS-eigene Waypoint-Navigationssystem Pathfinder zugreifen.
Ist es von Nachteil, wenn sich die Informationen in der Mitte des Armaturenbretts befinden? Im Grunde genommen, nein. Das ist keine Erfindung von INEOS. Mein Land Rover Series 2A hat die Armaturen in der Mitte, auch der neueste Mini hat—wie viele andere Marken und Modelle—einen Bildschirm in der Mitte. Man gewöhnt sich schnell daran.
OFFROAD
Der Grenadier Quartermaster hat viel zu bieten, sobald man den Asphalt verlässt, und ich hatte die Gelegenheit, ihn in den Westalpen besser kennen zu lernen. Die Slogans der Marke “Built on Purpose” und “Built for More” sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich das Fahrzeug hier am wohlsten fühlt.
LENKUNG
Die Kugelumlauflenkung, mit der sich manche Verkehrsteilnehmer offenbar schwer tun, ist prädestiniert für die Navigation durch dichtes Gestrüpp und unwegsames Gelände. Wenn du auf eine Spurrille oder einen Stein triffst, der vielleicht gar nicht zu sehen ist, wirst du nicht darunter leiden, dass das Lenkrad plötzlich mit handgelenkbrechender Brutalität herumreißt. Offroad-Situationen verlangen vom Fahrer Kontrolle und überlegte Entscheidungen. Die Lenkung gibt dir das Gefühl, jederzeit die volle Kontrolle zu haben und arbeitet zu deinen Gunsten.
Der Wendekreis von 14,5 m machte sich deutlich bemerkbar, als ich Stefans Land Rover Discovery auf den Bergpisten folgte. Er fuhr einfach um eine enge Haarnadelkurve herum und zog davon, während ich einige 3- oder 4-Punkt-Manöver hinlegte. Aber um zu beweisen, dass jedes Auto seine Grenzen hat, auch er musste einige Male manövrieren.
ACHSEN
Als die INEOS-Ingenieure auf der Suche nach robusten Achsen waren, testeten sie alle üblichen Anbieter, nur um festzustellen, dass nichts ihre Erwartungen erfüllte. Also beschlossen sie, eigenen Achsen zu spezifizieren und sie von Carraro bauen zu lassen, einem Unternehmen, das sich auf Antriebslösungen für Geländefahrzeuge spezialisiert hat. Starre Achsen sind ideal für das Fahren im Gelände, und diese können einiges aushalten.
FAHRWERK
Progressive Schraubenfedern an allen vier Ecken sorgen für ein komfortables Fahrverhalten und eine gute Achsverschränkung. Pickups haben oft Blattfedern an der Hinterachse, die für schwere Lasten ausgelegt sind. Dies kann dazu führen, dass sie im unbeladenen Zustand relativ hart sind, wodurch die Hinterachse weniger gut auf das Gelände anspricht und Unebenheiten an die Fahrgäste weitergibt.
DREHMOMENT
Der 3,0-Liter-Diesel von BMW hat viel Kraft. 550 Nm stehen bereits ab Keller voll zur Verfügung. Das bedeutet entspanntes Fahren in fast jeder Situation, mit und ohne Beladung.
UNTERSETZUNG
Das Einlegen der Untersetzung ist eine manuelle Angelegenheit. Greife den Hebel, hebe die Manschette an und ziehe den Hebel fest nach hinten, um die Untersetzung zu aktivieren. Hebe die Manschette an und schiebe den Hebel zur Seite, um die Mitteldifferentialsperre zu aktivieren.
Das Einlegen der Untersetzung und des Mitteldifferentials sind mechanische/physikalische Vorgänge (im Gegensatz zu elektronisch unterstützten Vorgängen) und können ein wenig Geduld und Schaukeln erfordern, um aus der Untersetzung zurückzuschalten.
Das Übersetzungsverhältnis im unteren Bereich beträgt 2,5:1. Unter normalen Bedingungen fährt das Fahrzeug im zweiten Gang an und schaltet automatisch hoch. Das manuelle Hochschalten bietet mehr Kontrolle und verhindert ungewollte Gangwechsel. Wenn du den ersten Gang wählst, wirst du mit einer sehr langsamen Kriechgeschwindigkeit belohnt—ideal für Rockcrawling.
HINTERE UND VORDERE DIFFSPERRE REAR
Vorausgesetzt, du hast die zentrale Diffsperre eingeschaltet, kannst du die hintere und vordere Diffsperre über die Dachkonsole zuschalten. Die hinteren und vorderen Diffsperren können im Stand oder während der Fahrt bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h aktiviert werden.
HILL DESCENT CONTROL
Eine lange, steile, schwarze Skipiste mit losem Belag (aber ohne Schnee) bot eine hervorragende Gelegenheit, den Bergabfahrassistent zu testen. Er wird über eine Taste im Dachpanel aktiviert, du stellst die gewünschte Geschwindigkeit mit den Tempomat-Tasten am Lenkrad ein und hälst die Füße von den Pedalen fern. Während das Fahrzeug langsam den sehr steilen und felsigen Pistenabschnitt hinabfuhr, war das Zusammenwirken zwischen den Rädern, dem Antriebsstrang und dem Gelände deutlich hörbar und vertrauenerweckend.
OFFROAD-SCHALTER
Im Dachpanel befindet sich eine Taste für den Offroad-Betrieb, mit der die Sensoren der Einparkhilfe ausgeschaltet werden, damit sie im hohen Gras oder nahe anderen Objekten nicht unkontrolliert piepen. Außerdem wird das akustische Warnsignal für die Sicherheitsgurte ausgeschaltet, auch wenn die Warnleuchte weiterhin leuchtet.
WAT-MODUS
Ich habe ihn auf der Tour durch die Westalpen nicht gebraucht, aber wenn man in tiefes Wasser fährt, schaltet er den elektrischen Lüfter am Kühler ab, um Schäden vorzubeugen—etwas luxuriöser und benutzerfreundlicher als das Lösen des Keilriemens an meinem 63er Land Rover. Für den Wat-Modus müssen Untersetzung und Mitteldifferentialsperre aktiviert werden. Wenn der Motor heiß ist, kann der Wat-Modus erst dann aktiviert werden, wenn er auf eine Temperatur abgekühlt ist, die der Computer für angemessen hält.
Die Wat-Tiefe beträgt 800 mm, auch wenn der werkseitige Schnorchel installiert ist. Der werksseitige Schnorchel ist dafür da, dass er in staubigen Umgebungen Luft auf einem hohen Niveau einsaugt (er erhöht nicht die Wat-Tiefe).
FAZIT
Der INEOS Grenadier Quartermaster ist ein Pickup mit Doppelkabine, einer Nutzlast zwischen 760 und 835 kg und einem stolzen Preis. Für Overlanding ist die Zuladung in den meisten Fällen in Ordnung und der Preis (wenn man sich die Preise für einen entsprechend ausgestatteten Classic Defender ansieht) ist nicht so abwegig. Ja, es gibt günstigere Pickups, aber bieten sie den Insassen das gleiche Maß an Komfort, unverwüstliche mechanische Komponenten, einen Motor, der so viel Kraft hat wie ein wütendes Nilpferd, und eine Solidität, wie man sie im allgemeinen von wesentlich teureren Limousinen erwartet? Wahrscheinlich nicht.
Ich habe lange Strecken auf langweiligen Autobahnen absolviert, habe mich malerische Bergstraßen hinauf- und hinabgeschlängelt und bin tagelang auf unbefestigten Hochalpenpisten mit losem Untergrund abseits jeglicher Infrastruktur gefahren. Hat der Quartermaster funktioniert? Verdammt richtig, hat er das. War er fehlerlos? Nein. Er ist groß, schwer, braucht viel Platz zum Rangieren, und die Rücksitze der Doppelkabine sind für ausgewachsene Erwachsene etwas eng (Fußraum). Aber das sind keine wirklichen Nachteile. Sie liegen einfach in der Natur des Fahrzeugtyps.
Ich schätze Details wie vorverkabelte Schalter und Steckdosen im Dach. Ich mag die praktische Gestaltung des Innenraums, wie sich das Fahrzeug fährt und das Fahrgefühl, das vermittelt wird. Ja, das Fahrzeug möchte bewusst gefahren werden, und der Fahrer ist sehr stark in das Fahrerlebnis eingebunden und sich des Geländes unter seinen Rädern bewusst.
Was mir nicht gefällt, sind das Fehlen einer verstellbaren Lendenwirbelstütze (Vordersitze), die engen Fußräume in der zweiten Reihe, die Tatsache, dass die 230V-Steckdosen nicht funktionieren, wenn der Motor ausgeschaltet ist, und dass sich die hinteren Türen nicht volle 90° öffnen lassen.
Kurzum, der Grenadier wird seinem Anspruch Built for More gerecht. Er hat robuste Komponenten, einen kraftvollen Antriebsstrang und mehr Geländegängigkeit, als die Meisten je brauchen. Dieser Pickup lässt sich leicht modifizieren, und er bringt dich überall hin.
Ist der Quartermaster also ein guter Overlander? Die Antwort ist einfach: Ja.
Ich bin Q jetzt ausgiebig in den wärmeren Monaten gefahren und freue mich schon auf extreme Wintertests Anfang 2025.