Daten: 14. bis 19. Juni | Distanz: 519 km | Gesamtdistanz: 859 km
TAG 4 | VON INNAMINCKA ZUM DIG TREE | 58 KM
Als wir in Innamincka ankamen, mussten wir als erstes herausfinden, ob ich von dort aus nach Birdsville radeln könnte. Die geplante Route entlang der Cordillo Road war wegen Überschwemmung gesperrt, und auch Walker’s Crossing, die kürzeste Route, ist seit Jahren gesperrt. Glücklicherweise versicherte uns der Wirt des Innamincka Hotel, dass die einzige Alternative, die Arrabury Road, gerade wieder geöffnet worden war—sonst hätten wir keine Möglichkeit gehabt, Birdsville zu erreichen.
Nachdem ich mich am Vortag bis Innamincka (142 km) gequält hatte, beschloss ich, es am Morgen ruhig angehen zu lassen und bis zum Dig Tree zu fahren, der etwa 58 km auf dem Adventure Way, einer Asphaltstraße, liegt.
Dig Tree, 14 km von der Nappa Merrie-Farm entfernt, ist der Ort, der den Erfolg und die Tragödie der Expedition von Burke und Wills in den Jahren 1860-61 symbolisiert. Hier, im Camp 65, brachen Burke, Wills, King und Gray auf, um die erste europäische Durchquerung des Kontinents bis zum Golf von Carpentaria zu schaffen. Burke ließ eine kleine Gruppe von Männern, angeführt von Brahe, in Camp 65, dem Standort des Dig Tree, zurück und sagte, sie sollten drei Monate warten, bevor sie die Rückreise antreten könnten. (Wills soll gesagt haben, sie sollten vier Monate warten).
Brahe wartete mehr als vier Monate und klammerte sich verzweifelt an die Hoffnung, dass Burke und Wills zurückkehren würden. Schließlich brach Brahe am 21. April 1861 in der Gewissheit auf, dass Burke und sein Team umgekommen waren. Am selben Abend, nur neun Stunden später, erreichten Burke, Wills und King das verlassene Dig Tree Camp; Gray war auf dem Rückweg vom Golf gestorben. In den Baum war die Inschrift DIG geritzt, und die Vorräte, die Brahe dort vergraben hatte, reichten aus, um die Männer am Leben zu erhalten. Sie waren jedoch zu schwach, um Brahe zu folgen. In ihrer Verzweiflung versuchten sie, die Strzelecki zu durchqueren, doch als ihre Kamele verendeten, kehrten sie nach Cooper Creek zurück. Vor Hunger und Erschöpfung starben zuerst Wills und dann Burke. Nur King überlebte, weil die Aborigines ihn versorgten. Zweieinhalb Monate später wurde er gerettet.
Ich fand die Geschichte sehr bewegend, aber auch erschütternd, wenn ich bedenke, wie verzweifelt die Männer gewesen sein müssen. Die Expedition war von Anfang an schlecht geplant und durchgeführt worden. Sie entsprang einer großartigen kolonialen Vision aus der viktorianischen Ära, und die Entscheidungen, die sie trafen (Personal und Logistik), waren der Umgebung nicht angemessen—schon gar nicht im Sommer!
TAG 5 | ARRABURY ROAD | 90 KM
Vom Dig Tree aus fuhr ich auf der Arrabury Road nach Norden—meine Lieblingsstrecke, die viel Charakter hat. Nach etwa 15 km erreichte ich die St. Ann Range: mineralhaltige, stark erodierte Tafelberge und Spitzkuppen. Spektakulär. Die Hügel wichen einer Dünenlandschaft. Die Straße, die parallel zu den Dünen verlief, war teilweise sandig, aber auf dem hartem Lehmboden unter dem Sand kam ich recht gut voran.
TAG 6 | ARRABURY ROAD | 111,2 KM
Etwa 15 km von unserem Camp entfernt passierte ich die Abzweigung zur Arrabury-Farm und die Verbindungsstraße zur Cordillo Downs Road. Ich hatte gehofft, diese Abkürzung zur Burke Development Road nehmen zu können, aber leider war sie immer noch gesperrt. Mir blieb nichts anderes übrig, als bis zum Ende der Arrabury Road zu fahren, was meine Reise um weitere 70 km verlängern würde! Aber wenigstens gab es einen Weg.
Hier durchquerte die Route den östlichen Rand der Sturt Stoney-Wüste. Die karge Landschaft glich einem Meer aus Steinen, und die einzigen Bäume waren jene, die den gelegentlichen Bach säumten. Bei Kilometer 45 hielt ich an der Ruine eines vermutlich ehemaligen Außenpostens an. Die Holzpfähle hatten dem rauen Klima und den weißen Ameisen wohl ein Jahrhundert lang getrotzt. Der nahegelegene Arabie Creek diente vermutlich als Wasserversorgung für das Vieh, der Größe der verbliebenen Zaunpfähle nach zu urteilen wahrscheinlich Schafe. Ich kann mir nicht vorstellen, wovon das Vieh gelebt hat und wie hart das Leben für die Pioniersiedler gewesen sein muss. Jetzt war Winter, die Sommer müssen hier extrem gewesen sein.
Als ich weiter nach Norden fuhr, konnte ich in der Ferne ab und zu eine Bergkette sehen, und an manchen Stellen ragten die Sanddünen fast über die Straße.
TAG 7 | 100 KM
Ich hatte gehofft, eine Abkürzung nehmen zu können, die auf OzExplorer gezeigt wurde und mir 30 km meiner Route erspart hätte, aber die Pisten waren seit dem letzten Kartenupdate gesperrt. Nach dem Regen wurde die Landschaft immer grüner und kleine Blumen begannen zu blühen. Es war wunderbar, diese Gegend in so einem gutem Zustand zu sehen.
Nach 35 km erreichte ich schließlich das Ende der Arrabury Road und bog nach Westen auf die Birdsville Development Road ab. Meine Beine wurden schwer und schmerzten die ganze Zeit. Es war eine viel längere erste Etappe auf der Straße, als ich erwartet hatte; ich musste einfach einen Weg finden, die Pedale am Laufen zu halten.
Obwohl ich mich nicht wirklich gut fühlte, bog ich von der Hauptstraße nach Betoota ab, der kleinsten Stadt der Welt. Das einsame Hotel hat eine interessante Geschichte: 1885 wurde es zunächst als Zollstation genutzt, dann als Polizeidienststelle, 1915 als Gefängnis und 1923 als Hotel mit Tanzboden. Nachdem es verfallen war, wurde es von einem neuen Eigentümer übernommen und 2020, mitten in der Covid-19-Pandemie, wiedereröffnet. Ich traf die saisonale Managerin Julie Eaton und ihrem Mann, um mehr über den Ort zu erfahren.
TAG 8 | 111 KM
Inzwischen konzentrierte ich mich nur noch darauf, eine gleichmäßige Leistung zu erbringen. Die Birdsville Development Road war im Allgemeinen in gutem Zustand—größtenteils guter Schotter mit gelegentlichen Asphaltstreifen über steilere Dünen, entlang von Flutkanälen und Notlandebahnen. Zeitweise hatte ich mit Gegenwind aus Südwesten zu kämpfen. In der zweiten Tageshälfte folgte die Straße dem Lauf des mächtigen Diamantina River, einer Hauptverkehrsader des Channel Country. In den Lehmpfannen zwischen den Dünen stand das Wasser. Ich zwang mich, bis auf 50 km an Birdsville heranzukommen, und wir genossen ein weiteres herrliches Buschcamp: atemberaubender Sonnenunter- und -aufgang, kalte, sternenklare Nacht und ein knisterndes Lagerfeuer.
TAG 9 | 49 KM
Obwohl die letzte Etappe nach Birdsville nur einen halben Tag dauerte, kam sie mir wie eine Ewigkeit vor. Manche Ausblicke waren so grün, dass ich in den Tropen hätte sein können!
Schließlich erreichte ich die berühmte Birdsville-Rennbahn und 4 km später die Stadt.