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Die nordischen Länder – Warum Skandinavien auf deiner Bucket List stehen sollte

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Nach zwei Jahren der Vorbereitung starteten wir am 18. April 2022 aus den französischen Alpen zu unserer “Next Meridian Expedition”. Wir, Mathilde und Nick, beide 28 Jahre alt, ließen alles hinter uns, um mit Albatross, unserem Land Rover Defender 110 TD4 Baujahr 2012, die Welt zu bereisen. Eine dreijährige Reise durch sieben Kontinente und 88 Länder.

DESTINATION SKANDINAVIEN

Die erste Etappe unserer Reise führte uns nach Skandinavien. Diese Region Europas fühlt sich in gewisser Weise wilder und rauer an, mit einer unverwechselbaren Seele—die Heimat der Wikinger.

Skandinavien war sozusagen eine Aufwärmrunde vor unserer Atlantiküberquerung. Die Region ist sicher, überall gibt es Trinkwasser, man braucht kein Visum, es gibt wunderschöne Wanderwege und andere Outdoor-Aktivitäten, und Wildcampen ist durch das traditionelle Jedermannsrecht geschützt. Kurz, das 1×1 für stressfreies und erfüllendes Overlanding.

Wir würden 7.000 km durch Dänemark, Schweden und Norwegen hinauf bis zum Nordkap, dem nördlichsten Punkt des europäischen Kontinents, fahren und weitere 3.000 km durch Finnland zurück.

Zu Beginn unserer Reise hatten wir Bilder im Kopf, die uns vorgaukelten, die vier Länder wären quasi homogen, wir wollten halt “nach Skandinavien”. Doch schon bald stellten wir fest, dass wir uns geirrt hatten. Es gibt ein Skandinavien für jeden Overlander.

Albatross und Nicolas haben sichtlich Spaß im Nass

DÄNEMARK, EIN TRAUM FÜR STRANDLIEBHABER

Es war Frühlingsanfang, und in ganz Europa herrschte strahlendes Wetter. Bei unserer Ankunft in Dänemark fielen uns vor allem die endlosen Strände und Dünen auf, die sich so weit wie das Auge reicht erstreckten. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu sehen, dass Dänemark eine 7.314 km lange Küstenlinie hat—das entspricht gut 1,2 m Küste pro Einwohner.

Nach einer langen Nacht, in der wir uns am Steuer abwechselten, gewann Nick die letzte Schicht, die Fahrt in den Sonnenaufgang. Mathilde war angenehm überrascht, als sie aufwachte und die Autotür am Meer öffnete. Zwei Füße und vier Räder im Sand, blaue Wellen, die sanft an den Strand schlugen, und die Sonne stand hoch am Himmel. Was für ein erstaunlicher erster Blick auf Dänemark.

In Dänemark darf man einige Strände sogar befahren, was in Europa nicht selbstverständlich ist

Zu unseren Lieblingsküstenregionen in Dänemark gehören Ebeltoft, der Ringkøbing Fjord und Skagen, der nördlichste Punkt Dänemarks, wo drei Meere aufeinandertreffen: die Nordsee, das Kattegat und die Ostsee.

Einige Strände darf man sogar befahren, was in Europa nicht selbstverständlich ist. Man sollte hierbei jedoch Vorsicht walten lassen: Es gibt viele Geschichten von Reisenden und ihren Fahrzeugen, die bei Flut im weichen Sand steckengeblieben sind. Damit uns so etwas nicht passiert, hatten wir uns im Vorfeld über die Gezeiten informiert.

In Dänemark gehört die Kenntnis der Gezeitenströme zum Alltag. Eines Abends fuhren wir bis spät in die Nacht, mit dem Ziel, auf der Hallig Mandø zu schlafen. Diese Wattenmeerinsel ist nur bei Ebbe zugänglich, da die einzige Straße dorthin in der übrigen Zeit überflutet ist.

Ein kurzer Blick in den Online-Tidenkalender bestätigte, Ebbe wäre um 1:00 Uhr nachts. Um 23:30 Uhr sollte die Überfahrt technisch möglich sein, dachten wir…oder hofften es zumindest.

Als wir den Schotterweg zur Insel erreichten, warnte ein riesiges Schild mit dem Piktogramm eines steckengebliebenes Auto: “GEFÄHRLICHE STRASSE, NUR ÜBERQUEREN, WENN SIE SICH MIT DEN GEZEITEN SEHR GUT AUSKENNEN.“

Wir sahen uns an, wohl wissend, dass wir uns nicht “sehr gut” mit den Gezeiten auskannten. Mit unserem Google-Wissen fühlten wir uns viel zu sicher (typisch Millennials) und steuerten Albatross durch die stockfinstere Nacht über den holprigen Damm.

Wir konnten nicht über die Reichweite unserer Scheinwerfer hinaussehen, hatten keine Ahnung, wie die Straße verlief und wie weit das Meer entfernt war. Als wir auf der anderen Seite ankamen, waren wir unglaublich erleichtert. Wir wussten nicht, wo wir waren, und hofften, dass wir nicht der Flut zum Opfer fallen würden.

Am nächsten Tag wachten wir mitten im Meer auf. Der schmale Schotterweg endete im Wasser, als wäre dort eine unsichtbare Brücke gewesen…die nun verschwunden war. In einigen Kilometern Entfernung konnten wir die Felder auf dem Festland sehen. Kein Wunder, dass dieser Ort so gezeitenabhängig war, ganz Dänemark ist flach.

Die Hallig Mandø ist nur bei Ebbe zugänglich, da die einzige Straße dorthin in der übrigen Zeit überflutet ist

Zurück auf dem Festland fanden wir den höchsten Punkt Dänemarks: 171 m hoch, auf dem Feld hinter einer Scheune. Es ist keine schlechte Idee, an der dänischen Küste zu bleiben.

Über die App Shelter findet man überall im Land einfache Unterkünfte, um Kajaks, die auf dem Meer unterwegs sind, einen geschützten Zeltplatz an der Küste zu bieten. Nichts Besonderes, aber vielleicht eine Toilette, eine Feuerstelle und einen überdachten Außenbereich. Es gibt nur eine Regel: Kajakfahrer haben Vorrang, um ihre Sachen zu trocknen und sich auszuruhen. Das schien nur fair.

In Ebeltoft trafen wir auf einen Mann, der mit seinem Hund spazieren ging und von unserem Auto fasziniert war. Ursprünglich aus Großbritannien stammend, hatte er sich in Dänemark niedergelassen; wir fragten ihn, ob wir über Nacht bleiben dürften. Er erklärte uns, dass es niemanden stören würde, wenn wir nur eine Nacht blieben—eine Regel, die fast überall in Dänemark galt.

SCHWEDEN, LAND DER WÄLDER UND FÄHREN

Mit dem Schiff von Dänemark nach Schweden ist, wie in alten Zeiten, immer noch die beste Art überzusetzen. Fähren bringen dich buchstäblich überallhin in den nordischen Ländern, bis hinauf nach Island. Kein Wunder, dass die Dänen im Laufe der Geschichte (fast) überall waren. Wir nahmen die Fähre von Frederikshavn im Nordosten Dänemarks nach Göteborg, der zweitgrößten Stadt an der schwedischen Westküste.

Auf der kleinen Insel Smögen in Bohuslän findet man eines der beliebtesten Postkartenmotive Schwedens

In Schweden erkundeten wir zunächst die Schären. Es gibt einen kostenlosen gelben Autofährdienst zwischen Dutzenden von kleinen Inseln und dem Festland, der das ganze Jahr über täglich hin und her fährt. Die Schären westlich von Göteborg sind unterschiedlich groß, von Öckerö mit einem Supermarkt und Eishockey-Zentrum bis Hyppeln mit 150 Einwohnern und einem 30-minütigen Rundwanderweg um die Insel.

Als wir auf die Fähre warteten, sprach uns ein Journalist und begeisterter Vogelbeobachter aus der Gegend an. Er erzählte, er sei vor einigen Jahren aus dem Norden des Landes auf die Schären vor der Westküste gezogen. Er hatte auf diversen Inseln gelebt, sich aber schließlich auf Hyppeln niedergelassen, weil es “die Insel mit der entspanntesten Atmosphäre” sei. Als er uns seine Odyssee beschrieb, klang es, als spräche er von verschiedenen Ländern: Einige sind religiös, andere leben von traditioneller Fischerei, wieder andere feiern gern.

Wir setzten unsere Reise entlang der Küste fort, der Wind blies stärker und wir litten zunehmend unter der kalten Luft zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Kochen im Freien wurde mühsam, alles musste gesichert werden; und auf einer Fährüberfahrt verursachte eine starke Windböe den Absturz unserer Drohne. Es war an der Zeit, Schutz im Landesinneren zu suchen.

Albatross tauschte die zerklüftete Küste gegen dichte Wälder, um sich vor den heftigen ablandigen Winden zu schützen

Wir tauschten die zerklüftete Küste gegen dichte Wälder, die uns vor den nicht nachlassenden ablandigen Winden schützten. Ein glücklicher Zufall bescherte uns zur gleichen Zeit die Einladung eines anderen Defender-Fahrers.

Rikards kleines Paradies war ein traditionelles schwedisches Haus aus dem letzten Jahrhundert mit Blick auf ein Waldstück direkt an einem See. Neben dem Haus stand eine Scheune; oben lagerten alte schwedische Motorräder und unten befand sich eine gut ausgestattete Werkstatt mit einem Stellplatz für seinen Defender und daneben dem Stall für etwa 50 Schafe einer alten schwedischen Rasse. Eine köstliche Mischung aus Geräuschen, Gerüchen und Leidenschaften.

Wir kamen etwa eine Stunde nach der Geburt der letzten Lämmer der Saison an und bewunderten die hübschen, wolligen Neugeborenen bei ihren ersten Schritten. Die Energie, die von diesem Ort ausging, war unglaublich. Am Abend gab es ein fantastisches Elchgulasch von der jüngsten Jagd des Nachbarn.

Wie so oft unterwegs wurde uns eine heiße Dusche und die Benutzung der Waschmaschine angeboten. Frische Kleidung und warmes Wasser sind wie der heilige Gral auf Reisen! Wir unterhielten uns die ganze Nacht über das Land, die Kultur, die Traditionen und natürlich das Reisen.

Als wir Rikards Hof verließen, peitschte der Wind immer noch an der Küste, also setzten wir unsere Fahrt ins Landesinnere fort. Schweden erinnerte uns daran, dass ein weiser Reisender seine Route dem Wetter anpasst. Im Schutz der Bäume zelteten wir an Seeufern.

Genau wie in Dänemark waren wir die Einzigen auf der Straße. Aber anders als in Dänemark fanden wir viele Offroad-Pfade, meist Forststraßen, die sich durch die Wälder zogen und uns ermöglichten, Ziele zu erreichen, ohne die Hauptstraßen nehmen zu müssen. Über einen winzigen Grenzübergang an der schwedisch-norwegischen Grenze erreichten wir schließlich die legendären Fjordlandschaften.

NORWEGEN, DAS LAND, IN DEM ES KEINE PAUSE GIBT

Uns wurde schnell bewusst, dass Norwegen das Land für uns war, möglicherweise die erfüllendste Destination unserer Rundreise durch Skandinavien.

Mathilde in der zauberhaften norwegischen Fjordlandschaft

Oslo hinter uns lassend, windet sich die Straße durch die Berge. In diesem Land gibt es keine Pause. Die Straßen heben und senken sich im Rhythmus der Täler. Jemand sagte einmal: “In Norwegen folgen die Straßen den Viehpfaden.” An der Südwestküste beginnt das Land der berühmten norwegischen Fjorde. Stell dir gewaltige Berge vor, die abrupt in graue, kalte, enge Meeresarme abfallen—wir sprechen hier von 600 bis 900 Meter hohen Klippen. In dieser extremen Topografie bleibt für Menschen nur wenig Platz. Die Straßen sind wunderschön, die Wanderungen atemberaubend.

Preikestolen, eine mystische Felsplattform 600 m über dem Lysefjord—eine jener norwegischen Landschaften, die oft als Filmkulisse dienen, zuletzt in Mission: Impossible—Fallout. Drei Arten von Besuchern zieht es hierher: Diejenigen, die aus der Ferne fotografieren, diejenigen, die am Rand stehen, um Selfies zu machen, und die Basejumper. Jeder holt sich die Dosis Adrenalin, die zu ihm passt.

Wir fuhren weiter gen Norden; in diesen Breitengraden ist das Wetter wechselhaft. Wir pendelten ständig zwischen dem Frühling in den Talsohlen mit blühenden Apfelbäumen und dem Winter auf den Gebirgspässen mit drei Meter hohen Schneewänden und zugefrorenen Seen. Je weiter nördlich wir kamen, desto kälter wurde es.

Im Sommer wimmelt es hier nur so von Touristen und Mücken. Aber zu Frühlingsbeginn hatten wir Gelegenheit, diese atemberaubenden Landschaften auf eine intimere Art und Weise zu sehen und selbst in den touristischsten Regionen wild zu zelten. Der Nachteil? Einige Straßen waren immer noch gesperrt und wir mussten über Schnee wandern, um einige der berühmtesten Aussichtspunkte zu erreichen—was unser Erlebnis nicht trüben konnte; wir würden immer wieder in dieser Saison reisen, wenn wir die Wahl hätten.

Wir nahmen die E6, die Trondheim mit dem Norden des Landes verbindet; das Land war viel größer, als wir es uns vorgestellt hatten: In zwei Tagen gelangten wir vom 63. zum 69. Breitengrad und überquerten dabei den Polarkreis

Als wir den 66. Breitengrad passierten, betraten wir offiziell den Polarkreis, umgeben von Schnee und kleinen Birken, die in der Ebene verstreut standen. Wir sahen unsere ersten Rentiere, die Salzreste von der Straße leckten. Es war jetzt Mitte Mai, und wir hatten den Eindruck, den wahren Norden erreicht zu haben. Es gab keine Nacht mehr; wir wachten um 2:00 Uhr nachts bei hellem Tageslicht auf.

In Bodø setzten wir mit der Fähre zum westlichsten Punkt der Lofoten über—stell dir Berggipfel vor, die auf die Sandstrände fallen. Ein Muss, wenn man Norwegen besucht. Vor allem wegen der faszinierenden Wanderwege hoch über den kalten arktischen Gewässern. Viele meinten, es lohne sich nicht, weiter hinauf zu fahren, aber die nördlichen Schwesterinseln der Lofoten, Vestragren und Senja, bieten eine einzigartige Schönheit und noch wildere Landschaften, die man nur mit wenigen einheimischen Fischern teilt.

Henningsvær ist wahrscheinlich das bekannteste Dorf der Lofoten. Solche Küstenorte erscheinen den Norwegern ganz normal, aber sind für Besucher außergewöhnlich. Dies ist möglicherweise einer der schönsten Fußballplätze der Welt. Aber im Grunde ist es nur ein normaler Fußballplatz, umgeben von stinkendem getrockneten Stockfisch. Wir würden nicht gerne die Bälle einsammeln müssen.

Schließlich erreichte der Sommer das Nordkap. Nach fünf Wochen, Hunderten von Tunneln und 7.000 km Fahrt erreichten wir bei Sonnenschein und moderaten 15°C den nördlichsten Punkt des europäischen Kontinents. Die vereisten Straßen und der kalte Nebel, den uns aus dem Norden kommende Reisende beschrieben hatten, wurden in nur wenigen Tagen von einem strahlend blauen Himmel und warmem Sonnenschein rund um die Uhr vertrieben

Vor uns öffnete sich der Horizont am Rande der 300 m hohen Klippen über dem Nordpolarmeer. Der kalte Wind vom Meer mahnte uns, dass es hier kaum je wärmer wird. Es war an der Zeit, den Weg zurück nach Süden anzutreten.

Vor der Küste der Insel Senja liegt die Inselgruppe Bergsøyan, die irgendwie an die Seychellen erinnert
Sie liegt fast auf dem 70. Breitengrad, und während wir im Schnee wanderten, konnten wir türkisfarbenes Wasser und weißen Sandstrand vor uns sehen—ein Fehler in der Matrix?
Wunderbarer Ausblick vom Hesten auf die Klippen
Im Sommer bieten die 24 Stunden langen Tage endlos Gelegenheit, im Gletscherwasser zu surfen
Grandiose Landschaften, bizarre und majestätische Berge laden zum Entdecken ein

FINNLAND, ATME TIEF DURCH UND LASS DIE LUFT AUS DEN REIFEN

Von Norwegen aus fuhren wir in den nördlichsten Teil Finnlands. Und wie von Zauberhand wichen die kurvenreichen norwegischen Straßen endlosen schnurgeraden Straßenabschnitten, die in der Ferne am Horizont verschwanden. Wir hatten Finnisch-Lappland erreicht.

Finnland ist flach und dicht bedeckt mit Wäldern und Seen—echte Wildnis und ein Offroad-Paradies

Als wir finnische Freunde fragten, was man unbedingt gesehen oder erlebt haben muss, wurde schnell klar, dass diese Etappe unserer Reise ganz anders sein würde als Norwegen. Statt einer Liste mit klar definierten Sehenswürdigkeiten, Wanderungen und Ausflugszielen erhielten wir vage und kryptische Aussagen wie etwa: “Nun ja…alle fahren am Wochenende nach Lakeland, es ist sehr schön. Im Winter kann man in Levi Ski fahren. Wenn ihr ein Kajak habt, könnt ihr auf den Seen paddeln. Oh, und ihr solltet saunieren! Das ist Teil der Kultur hier. Ihr werdet sehen, die Natur in Finnland ist einfach wunderschön.”

Nicht ganz das, was wir erwartet hatten (weder war es Winter, noch hatten wir ein Kajak), aber irgendwie verstanden wir, was sie meinten, als wir losfuhren. Das Stichwort hier war “Einfachheit”.

Weiter südlich in der finnischen Seenplatte fanden wir zahlreiche kostenfreie Campingplätze mit Tischen, Anlegestellen, Feuerstellen und Saunen zur freien Nutzung
“Alle fahren am Wochenende nach Lakeland…die Natur in Finnland ist einfach wunderschön.”

In Finnland ist die Natur nicht protzig, keine dramatischen Fjorde, keine atemberaubenden Berge. Auch auf die Gefahr hin, dass ich herabsetzend klinge, möchte ich versuchen, Finnland zu beschreiben: Es ist flach und dicht bedeckt mit Wäldern und Seen. Keine steilen Wanderwege oder Bergpanoramen. Dafür echte Wildnis. Man besucht Finnland nicht, man lebt es.

Rentiere an jeder Kreuzung, überall Offroad-Pisten, Seen und noch mehr Seen (180.000 Seen sind offiziell registriert) und endlose Schärengärten. Finnland ist einfach authentisch. Aber diese Einfachheit sagt alles: Riesige Gebiete purer Wildnis, die jedem respektvollen Reisenden die Freiheit bieten, die Natur zu erkunden und zu genießen—mit dem Auto, zu Fuß oder im Kajak.

Als wir die Grenze überquerten, fragten wir uns: Wie machen wir das Beste aus dieser einzigartigen Umgebung? Wir ließen die Luft aus den Reifen und beschlossen, Finnland ausschließlich offroad zu durchqueren. In knapp zwei Stunden hatten wir die Pisten kartiert, die uns nach Süden führen würden.

Herrliche Schotterpisten, Geröll, Staub, Schlamm und natürlich Flussdurchquerungen. Am Ende des ersten Tages hatte Albatross, unser Defender, seine makellose weiße Farbe verloren. Für den Rest der Reise hielten wir einen Mindestabstand von einem Meter zu unserem Auto ein. Wir öffneten die Türen und berührten die Ausrüstung wie eine elegante englische Dame Tee trinkt: mit den Fingerspitzen.

Zehn Tage lang waren wir absolut allein. Wir fuhren durch ein Labyrinth von Forststraßen und sahen keine einzige Menschenseele. Die Tatsache, dass wir fast die Hälfte der Zeit im “Niemandsland” entlang der russischen Grenze verbrachten, um nach Bären zu suchen, trug ein Übriges dazu bei.

Ohne eine Grenzpatrouille hatten wir mit niemandem Kontakt. Die Beamten hatten uns auf den Überwachungskameras entlang der Grenze entdeckt und fragten sich, wer sich dort wohl durch die Wälder quälte, anstatt die asphaltierte Schnellstraße zu nehmen. Sie überprüften unsere Dokumente und erinnerten uns, dass es verboten war, die gelben Pfähle der Pufferzone mit Russland zu überschreiten.

Am Ende sahen wir weder Bären noch andere Reisende auf den Pisten, aber wir fanden hier in Finnland unseren zweitbesten Wildcampingplatz der gesamten Skandinavienreise. Im Südosten erkundeten wir einsame Seeufer. Manchmal stießen wir auf verlassene Boote, die wir uns für ein Picknick ausliehen, wobei wir darauf achteten, einen Becher zum Ausschöpfen des Wassers und einige improvisierte Holzstangen mitzunehmen, um das Boot wie eine Gondel zu staken.

Manchmal stießen wir auf verlassene Boote, die wir uns für ein Picknick ausliehen, wobei wir darauf achteten, einen Becher zum Ausschöpfen des Wassers und einige improvisierte Holzstangen mitzunehmen, um das Boot wie eine Gondel zu staken

Weiter südlich in der finnischen Seenplatte fanden wir zahlreiche kostenfreie öffentliche Campingplätze mit Tischen, Anlegestellen, Feuerstellen und Saunen mit Holzvorräten zur freien Nutzung. Wiederum keine Menschenseele. All dieser Luxus war ausschließlich für uns. Ein gutes Beispiel dafür, warum man in Finnland die Natur “einfach” genießen sollte. Dieses Land hat uns gelehrt, unser Tempo zu drosseln und die Landschaften einfach zu genießen. Finnland ist ein 4×4-Paradies für Naturliebhaber.

SKANDINAVIEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT

Die Frage, die uns am häufigsten über das Reisen in Skandinavien gestellt wurde, war: “Ist es dort nicht teuer?” Ja, Schweden, Dänemark und Finnland sind teuer, Norwegen ist sogar noch teurer. Aber vor allem waren es die Kraftstoffpreiserhöhungen aufgrund von COVID-19 (Diesel lag letztendlich bei €2,40/Liter), die diese Reise für uns zur bisher teuersten machten. Wir fanden eine Website, auf der die durchschnittlichen Kraftstoffpreise pro Land gelistet sind. Am teuersten war damals Norwegen, und unter den Top Fünf waren Schweden, Finnland und Dänemark.

Im Übrigen kommt es darauf an, wie man reist. Wir lieben es, zu wandern, wild zu zelten, wo es erlaubt ist, mautpflichtige Straßen zu meiden und im Freien oder in Albatros zu kochen. Das spart uns viel Geld und macht die Reise nicht weniger angenehm.

Um es auf den Punkt zu bringen, fahre nach Dänemark wegen der Küsten, nach Schweden wegen der Felseninseln und Forstwege, nach Norwegen wegen der erstaunlichen Berg- und Fjordlandschaften und nach Finnland zum Offroad-Fahren und Wildcampen.

Haben alle vier einen gemeinsamen Nenner? Zweifellos. Erstens die Schönheit der unberührten Natur und die vielen schwach besiedelten Gebiete, und zweitens die Sicherheit. Unserer Meinung nach gibt es keine andere Region auf der ganzen Welt, in dem man sein voll beladenes Overland-Fahrzeug mit dem Schlüssel im Zündschloss auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Stadt abstellen kann. Wir trafen Norweger, die genau das taten und ebenso ihre Haustür offen ließen, wenn niemand daheim war.

Die Zeiten, in denen die Wikinger in Europa Städte plünderten, sind längst vorbei. So sicher wie hier haben wir uns auf unseren Reisen noch nie gefühlt.

In Skandinavien gibt es für jeden Overlander etwas zu entdecken. Suche dir ein Ziel aus und genieße die Fahrt.

NEXT MERIDIAN

In Skandinavien gibt es für jeden Overlander etwas zu entdecken—für Mathilde und Nicolas war es in erster Linie die Schönheit der unberührten Natur: Hier warf die Mitternachtssonne orangefarbene Strahlen
Diese Albatrosse haben kein Problem mit dem Wind, im Gegenteil, sie können selbst in Stürmen noch manövrieren.
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