Ich war im Begriff, eine epische Reise anzutreten. Ich hatte eine Einladung erhalten, Kingsley Holgate auf der ersten Etappe seiner 40. Expedition zu begleiten. Niemand hat mehr Meilen auf dem afrikanischen Kontinent gesammelt als Kingsley. Eine Auflistung seiner früheren Erfolge beinhaltet unter anderem die Umrundung des gesamten afrikanischen Kontinents in 449 Tagen durch 33 Länder, eine Reise auf dem Wasserweg vom Kap der Guten Hoffnung nach Alexandria, die Durchquerung Afrikas von Ost nach West entlang des Sambesi und des Kongo, die Entdeckung des geografischen Mittelpunkt Afrikas und das Erreichen aller sieben geografischen Extrempunkte Afrikas.
Kingsley Holgate: Entdecker, Humanist, Autor und Fellow der Royal Geographical Society
Sollte dir der Name nicht geläufig sein, Kingsley Holgate ist ein südafrikanischer Entdecker, Humanist, Autor und Fellow der Royal Geographical Society. 2009 nannte Getaway Magazine ihn “den meistgereisten Mann Afrikas”, fast schon ein zweiter David Livingstone.
Es war Ende Oktober 2021 und Kingsley brach zu einem neuen Abenteuer auf, einem seiner bisher größten. Nach 20 Monaten im Lockdown meinte er, “alle Abenteurer werden mir zustimmen, dass es Zeit wird, wieder aufzubrechen.” Und er fügte hinzu, dass diese Expedition nahezu zwei Jahre lang vorbereitet worden war.
Die New Defender Transcontinental Expedition bricht von der südlichsten Spitze Afrikas, dem Kap Agulhas oder “Nadelkap” auf nach Alexandria, fährt dann hinauf bis zum Nordkap, bevor es wieder hinunter und westwärts durch Europa und England bis zur walisischen Küste und der Irischen See geht. Die Reise führt rund 30.000 km durch 30 Länder, einschließlich eines Besuchs der Produktionsstätte des New Defender in der Slowakei, bevor sie an der Red Wharf Bay auf der Insel Anglesey endet, wo Maurice Wilks 1947 den erste Entwurf eines Land Rovers in den Sand zeichnete.
Jedesmal wenn Kingsley Holgate sein Auto besteigt, tut er dies nicht nur um zu reisen, sondern auch um unterwegs Gutes zu tun: “Alle unsere Expeditionen folgen dem Prinzip, durch Abenteuer Leben zu retten und zu verbessern.”
Getreu diesem Grundsatz widmet sich die New Defender Transcontinental Expedition Projekten wie Malariaprävention, Mashozis “Rite to Sight”, Trinkwasseraufbereitung, Förderung der frühkindlichen Entwicklung, Schutz bedrohter Arten sowie weitere ökologische und humanitäre Aktivitäten, die auf der Website der Stiftung (kingsleyholgate.com) näher beschrieben sind.
MALARIAPRÄVENTION IN AFRIKA
Die Stechmücke (Moskito) ist das gefährlichste Raubtier Afrikas; sie überträgt Malaria, an der ein Kleinkind pro Minute stirbt. Kingsley hat mit Vorträgen über die Risiken und Präventionsmaßnahmen sowie der Verteilung kostenloser Moskitonetze an die in abgelegenen Gebieten lebende Bevölkerung dazu beigetragen, das Bewusstsein für das Problem zu schärfen.
MASHOZIS “RITE TO SIGHT”
Das Projekt “Rite to Sight” wurde 2003 von Mashozi (Gill) Holgate während der 18-monatigen Weltumrundungsexpedition 23°27’ Tropic of Capricorn initiiert. Seitdem hat die Holgate Foundation mehr als 218.700 Brillen an meist ältere Menschen in abgelegenen Gebieten verteilt. Das Team begibt sich in einige der entlegensten Gegenden, wo es einen Anlaufpunkt einrichtet, die Besucher testet und denjenigen, die es benötigen, an Ort und Stelle eine Brille anpasst.
JEDER AUFBRUCH IST EINE ZEREMONIE
Der Ort für die Abschiedsparty war Point L’Agulhas—nicht nur die südlichste Spitze Afrikas, sondern auch der Punkt, an dem Indischer und Atlantischer Ozean aufeinandertreffen. Die Zahl der Gratulanten war groß, aber insbesondere das Ehrengeleit fiel ins Auge, welches aus vierzehn oder fünfzehn Land Rover Series 1 bestand—eine passende Parade, um den jüngsten Spross der Marke auf die erste große Expedition seit der Einführung des neuen Defender vor einigen Jahren zu schicken. Jedes der teilnehmenden Fahrzeuge erhielt einen speziellen Defender Transcontinental Expedition Sticker mit den Flaggen von Südafrika, Norwegen und Großbritannien. Kingsley hinterließ sogar Widmungen auf mehreren dieser Fahrzeuge.
EINIGE RITUALE MARKIEREN DEN BEGINN JEDER KINGSLEY HOLGATE EXPEDITION:
ERSTENS die Zulu-Kalebasse. Die Kalebasse wird zu einem Teil mit Wasser der beiden Ozeane gefüllt und von Südafrika über Alexandria und das Mittelmeer bis zum Nordkap und der Barentssee transportiert. An jeder dieser wichtigen Zwischenstationen wird der Inhalt ergänzt, bis das kombinierte Wasser schließlich in der Red Wharf Bay feierlich in die Irische See entleert werden kann.
ZWEITENS, die Schriftrolle der Expedition für Frieden und Völkerverständigung (Scroll of Peace and Goodwill). Jede Expedition dokumentiert die besuchten Orte und die Menschen, die sie unterwegs getroffen hat, in einem wunderschön gebundenen Buch, das von Melvill & Moon speziell für diesen Anlass hergestellt wird. Am Ende der Expedition enthalten Hunderte von Seiten Anekdoten und Unterschriften. Auch ich durfte in diesen ersten Tagen meine Spuren hinterlassen, wie so viele andere auch.
DRITTENS, die Rede oder Lebensweisheit, wie ich es treffender beschreiben würde. Kingsley Holgate ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der sein Publikum in den Bann zieht und persönlich berührt. Drittens, die Rede oder Lebensweisheit, wie ich es treffender beschreiben würde. Kingsley Holgate ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der sein Publikum in den Bann zieht und persönlich berührt.
Es sind nicht nur der lange Bart und die tiefe Stimme, welche die Menschen zu ihm hinziehen; es ist seine Fähigkeit, das, was er zu sagen hat, mit einer klaren und charmanten Art zu vermitteln, sodass die Zuhörer nicht genug bekommen können. Kingsley wuchs in Afrika in einer Missionarsfamilie auf und war fasziniert von den Geschichten, die sein Vater ihm über historische Entdecker erzählte. Er lernte auch, Zulu zu sprechen und zu verstehen, was es bedeutet, so nah an der Natur zu leben und mit Mutter Afrika eins zu sein.
Diesmal war es natürlich nicht anders, und er erzählte uns die Geschichte von den “Pebbles of Life”, sieben Steine, die verschiedene Stationen auf dem Lebensweg eines Menschen markieren.
PEBBLES OF LIFE Kingsley reflektiert kurz über sein eigenes Leben und teilt ein Stück Weisheit und seine reale Sichtweise auf das Leben—nicht nur auf sein eigenes, sondern auf das Leben aller. Er holt sieben Kieselsteine aus seiner Tasche und erklärt, dass jeder Kieselstein für einen Zeitraum von zehn Sommern steht. Sieben Kieselsteine entsprechen siebzig Jahren oder einer Lebensspanne, die wir hoffentlich genießen können, solange uns auf dem Weg dorthin nichts allzu Unangenehmes widerfährt.
An einen der Zuhörer gewandt, fragt er: “Wie alt bist du?”—“53”, antwortet dieser.
“Nun, ich gebe dir drei Jahre als Bonus”, sagt Kingsley, während er fünf der Kieselsteine wegwirft und erklärt: “Fünfzig Jahre sind vorbei. Hoffentlich hast du Erinne-rungen, die mit Abenteuern und Glück gefüllt sind und die du nicht bedauerst. Aber die Jahre sind vorbei und es hat keinen Sinn, der Vergangenheit nachzutrauern. Du musst dich einfach auf das konzentrieren, was vor dir liegt.”
“Und der siebte Kieselstein gesellt sich zu jenen fünf, denn es gibt keine Garantie dafür, dass du stark oder gesund genug sein wirst, das letzte Jahrzehnt zu genießen.”
Er nimmt sich einen kurzen Moment Zeit und betrachtet den letzten verbliebenen Kieselstein nachdenklich, bevor er ihn in die Hand des Mannes legt. “Stecke ihn in deine Tasche. Er wird ziemlich lästig werden. Er wird sich mit deinen Schlüsseln verheddern und mit dem Kleingeld verwechselt werden. Aber am Ende eines jeden Tages wirst du ihn an einem Platz neben deinem Bett ablegen und ihn am nächsten Morgen wieder in deine Tasche stecken. Du hältst ihn unbewusst in der Hand, reibst ihn zwischen deinen Fingern glatt—als ständige Erinnerung daran, dass du dir Zeit für Abenteuer nehmen solltest.”
Und die Moral von der Geschichte: Sie sagt uns, dass wir die bewusste Entscheidung treffen sollen, ein monotones und potenziell alltägliches Leben hinter uns zu lassen, um hinauszugehen und die großartigen Abenteuer zu genießen, die das Leben und Mutter Afrika bereithalten.
VIERTENS, Isivivane. Das Zulu-Wort isivivane bedeutet: Wirf deinen Stein auf den Haufen und hat nichts mit der zuvor erwähnten Pebbles of Life-Geschichte zu tun. Während wir heutzutage Denkmäler von Architekten entwerfen und von Arbeitern errichten lassen, sah die Zulu-Tradition vor, dass jeder Einzelne zu etwas Bedeutendem beiträgt und es respektiert, indem er buchstäblich einen Stein auf den Haufen wirft und so eine kollektive Erinnerung für die Zukunft schafft. Isivivane ist auch eine Metapher für Veränderung, ein fester Bestandteil von Kingsleys Expeditionen.
Es werden vier isivivane an wichtigen Stationen der Expedition errichtet: am Kap Agulhas, in Alexandria, am Nordkap und an Maurice Wilks’ Grabstätte.
DIE ERSTEN TAGE DER EXPEDITION
Nachdem wir Point L’Agulhas verlassen hatten, war ich nun mit der Expedition unterwegs. Unser erster Halt war ein Dorf, in dem wir für Mashozis “Rite to Sight”-Projekt arbeiten würden. Es ist schon bemerkenswert, welche Veränderung ein Mensch erfährt, wenn er plötzlich mit einer Brille ausgestattet wird. Alles Notwendige war an Bord, von Sehtests—einige mit dem Alphabet, andere mit Tierabbildungen—bis hin zu Brillengestellen und Gläsern, sodass jede bedürftige Person sofort bedient werden konnte.
Ein authentischer südafrikanischer Braai
Danach ging es weiter zum Krüger-Nationalpark, wo wir in traditionellen Hütten übernachteten, ein fantastisches Essen mit einer Spezialität aus Rindfleisch, Knoblauch und Käse zu uns nahmen, uns unterhielten, weiteren Geschichten lauschten und—ebenfalls eine Tradition von Kingsley Holgate—Captain Morgan Rum tranken.
Ich war nur ein paar Tage lang Teil dieser Reise, aber die Erfahrung und der Abschied von einem so charismatischen Menschen und seinem Team war ein bewegender Moment für mich. Hätte ich die Wahl, wäre ich bei der Kingsley Holgate Foundation geblieben. Nicht nur um der Reise willen, sondern um an all dem Guten teilzuhaben, das diese Handvoll Menschen auf ihrem zum Teil recht gefährlichen Weg durch Afrika und Europa in zahlreichen Gemeinden verbreiten.
Keep well.
Text and Bilder: Christian Huntgeburth