Breaking the Cycle Across Australia #14: Auf den Spuren von “The Glassy Goanna” – Teil I

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Tage: 70-72
Daten: 19. – 21. August
Von Leonora nach Wiluna
Distanz: 310 km
Gesamtdistanz 2023: 4.824 km
Gesamtdistanz (2021/2023): 6.352 km

In Leonora legte ich einen Ruhetag ein. Das Ende der einer Etappe war der Beginn der nächsten. Heute ist Leonora mit rund 1.800 Einwohnern eine der größeren Städte in den nördlichen Goldfeldern Westaustraliens. Im Jahr 1896 war Leonora noch eine kleine Siedlung mit provisorischen Hütten, doch mit den Goldfunden entwickelte sie sich schnell zu einer blühenden Stadt. Einige der frühen Gebäude, die noch erhalten sind, zeugen vom Optimismus der Goldgräberzeit.

Der Bergbau ist auch heute noch der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Umgebung von Leonora, aber in den Gold- und Nickelminen arbeiten hauptsächlich “fly in, fly out”-Arbeiter (FIFO), die in der Regel nicht viel zur Gemeinde beitragen. In Leonora folgte ich den Spuren meines Pionier-Großonkels William Snell, der 1897 mit dem Fahrrad von Menzies (104 km südlich von Leonora) nach Melbourne fuhr, um seiner Jugendliebe einen Heiratsantrag zu machen, und dann zurückradelte, um zu warten, bis sie mit dem Schiff in Fremantle ankam.

William Snell auf seinem “Rover Road Racer” in Menzies, kurz bevor er 1897 (im Alter von 25 Jahren) mit dem Fahrrad Australien durchquerte.

Er kam aus Hamilton in Victoria, kurz nachdem in Coolgardie Gold gefunden worden war (1892). Er versuchte sich als Goldsucher, entging nur knapp dem Tod durch Dehydrierung und wandte sich dann dem Verkauf von Vorräten an die Bergleute und die Gemeinde zu.

1898 zog William nach Leonora und eröffnete den Gemischtwarenladen WA Snell & Co. Häufig sah man drei schwer beladene Kamelkarawanen in Leonora ankommen, die für WA Snell & Co. bestimmt waren. Im Jahr 1900 errichtete er hinter dem Laden ein großes Lagerhaus aus Stein. In gleichen Jahr wurde Billy Snell (mit 28 Jahren) zum ersten Bürgermeister von Leonora gewählt. Er wurde sechsmal wiedergewählt und setzte sich für erste Wasserversorgung der Stadt ein.

Kamelkarawanen mit Waren für WA Snell & Co, General Merchants.
Das Lagerhaus, das direkt hinter dem Gemischtwarenladen gebaut wurde.
Weitere Gebäude am ehemaligen Standort von WA Snell & Co.

Ich versuchte, Überreste des Ladens ausfindig zu machen; den Standort habe ich gefunden, aber leider ist sonst nichts mehr zu sehen. Hier steht jetzt ein Privathaus.

William Snell als Bürgermeister von Leonora, 1900-1906 (im Alter von 28 Jahren).

In einem Buch über sein Leben mit dem Titel The Glassy Goanna [dt. Der gläserne Waran] findet sich ein Foto von William als Bürgermeister von Leonora mit Zylinder auf der Empore der Straßenbahn von Leonora nach Gwalia. Gwalia, drei Kilometer von Leonora entfernt, wurde 1896 gegründet, als die Goldmine Sons of Gwalia (damals die zweitgrößte Mine Westaustraliens) eröffnet wurde. Der erste Direktor der Mine war Herbert Hoover, der 1929 Präsident der Vereinigten Staaten wurde! Die Straßenbahnlinie beförderte die Menschen zwischen den beiden Städten. Der alte Straßenbahnwagen wurde vor kurzem restauriert, und es war toll, wie mein Großonkel auf dem vorderen Balkon zu sitzen.

Die kürzlich restaurierte Leonora-Gwalia Straßenbahn im Gwalia Museum.
Das Haus von Herbert Hoover, das für damals stolze 600 Pfund gebaut wurde, als er der erste Manager der Goldmine Sons of Gwalia war. Heute überragt es den riesigen Tagebau. Hoover war von 1929 bis 1933 Präsident der USA.
Das Schwimmbad, das sich heute am Rande des Tagebaus befindet, wurde nur wenige Jahre genutzt—bis die Kinderlähmung ausbrach.

Gwalia ist eine der interessantesten Geisterstädte, die ich je gesehen habe. In ihrer Blütezeit in den 1890er Jahren lebten hier etwa 1.000 Menschen, es gab einen Friseur, eine Metzgerei und den Gemischtwarenladen.

State Hotel, das erste vom Staat gebaute und betriebene Hotel, war Zeuge des ersten Bierstreiks des Landes. Es ist schon lange geschlossen.

Herbert Hoover wollte die vom Goldrausch angezogenen Italiener anstellen, weil er glaubte, sie seien die besseren Arbeiter, die mit den Nichtitalienern konkurrieren konnten und die Arbeit billiger erledigen würden.

Das Pink Camp war einst die Heimat der italienischen Einwanderer Angelo “Ginger” Branchi und Jim Magri. Die ganze Stadt ist sehr gut erhalten und Touristen können sie in aller Ruhe besichtigen.
Das “Pink Camp” und das State Hotel.

Die Häuser wurden aus allen Materialien gebaut, die man finden, wiederverwenden oder neu nutzen konnte.

Eine Küche im Haus der Chisholms, mit Wänden aus Blechverkleidungen.
Die Häuser wurden aus allen Materialien gebaut, die man finden und wiederverwenden konnte—Wellblech, Sackleinen, Zeitungen, Hühnerdraht, Kopf- und Fußteilen von Betten…
Wellblech, Sackleinen, Maschendraht.

Die nächste Etappe der Expedition führte nach Norden, auf den Spuren von William Snell, 306 km nach Wiluna sowie ein Stück auf der Canning Stock Route.

TAG 71 – VON LEONORA BIS LEINSTER – 136 KM

Von Leonora nach Wiluna befuhr ich den Goldfields Highway. Das Fahren auf Asphalt unterschied sich sehr von den Sand- und Schotterpisten, denen ich seit Coober Pedy (außer von Laverton nach Leonora) gefolgt war. Überrascht war ich allerdings von den starken Gegenwindböen, die mich am ersten Tag im Sattel ausbremsten. Die 136 km nach Leinster führten größtenteils bergab, vorbei an fast ununterbrochen arbeitenden Minen und unzähligen drei- und vierspännigen Lastzügen. Die Landschaft bestand aus offenem Buschland mit gelegentlichen Breakaways. Ich erreichte Leinster im Morgengrauen.

Breakaways am Goldfields Highway.
Das Buschland überrascht immer wieder: Akaziensamenschoten.

TAGE 72/73 – VON LEINSTER BIS WILUNA – 173 KM

Anders als die historischen Bergbaustädte der Region ist Leinster eine moderne Stadt, die 1976 von Agnew Mining um die Nickelminen während des Nickelbooms gebaut wurde. Heute wird die Stadt von BHP betrieben, die die Minen 2006 übernommen haben. Leinster, die “Heimat des Keilschwanzadlers”, verfügt über ausgezeichnete Einrichtungen und wir genossen das Essen in der Taverne vor Ort.

Interessante Felsformationen kurz vor Leinster.

Zu meiner Freude drehte der Wind am nächsten Tag und ein Rückenwind trieb mich 145 km weit, wo wir ein Buschcamp aufschlugen, sodass es am 73. Tag nur noch 28 km bis Wiluna waren.

Picture of Kate Leeming

Kate Leeming

Explorer/adventurer. Kate has cycled a distance greater than twice around the world at the Equator. In the early ’90s when she rode a total of 15,000 km as her way of experiencing Europe, Kate developed her passion for travelling by bicycle. Since then, Kate has stepped it up, performing three major expeditions: the Trans-Siberian Cycle Expedition from St. Petersburg to Vladivostok, the Great Australian Cycle Expedition with Greg Yeoman and the Breaking the Cycle in Africa expedition from Senegal to Somalia. Her next venture is Breaking the Cycle South Pole, which will be the first bicycle crossing of the Antarctic continent via the South Pole. She is preparing for this challenge with expeditions (polar, sand, altitude) on six continents.