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Breaking the Cycle Across Australia #16: Der Rabbit-Proof Fence [kaninchensicherer Zaun] – Teil I

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Tage: 77-79
Daten: 27. bis 29. August
Von Cunyu Station nach Kumarina
Distanz: 222 km
Gesamtdistanz 2023: 5238 km

TAG 77 (TAG 1 AM RABBIT-PROOF FENCE) | 88 KM

Es war schön, auf Cunyu Station—einer Farm zur Pacht mit etwa 400.000 Hektar für 2.800 Rinder—in einem Bett zu schlafen. Viel Platz für die Rinder, aber die Regierung schreibt vor, wie viele erwachsene Rinder auf einem Stück Land nachhaltig gehalten werden können, ohne die Umwelt zu schädigen.

Peter Gum, der Besitzer, sowie Joy und Tom (erfahrene Freiwillige, die während der hektischen Zeit der Viehzählung auf der Station aushelfen) rieten uns, nach Westen über das Farmgelände zum Rabbit-Proof Fence zu fahren, der Cunyu von Ned’s Creek Station trennt.

So fuhr ich auf der Bridle Face Road nach Westen und kam nach 23 km an Shearing Shed Well und Yards vorbei.. Leider sind bei Rückenwind die Fliegen extrem lästig, weil sie über mein Gesicht krabbeln, sich unter meiner Sonnenbrille einnisten und in Mund, Nase und Ohren fliegen, während ich versuche zu atmen. Zehnmal schlimmer war es, wenn ich, wie am Shearing Shed Well, anhielt: Sofort wurde ich von einer Wolke lästiger Buschfliegen umschwärmt.

Bei Shearing Shed Well und Yards ist die Außentoilette wörtlich zu nehmen!

Als wir auf den Davies Bore Track zu Ned’s Creek Station abbogen, säumten prächtige Wildblumen diesen wenig befahrenen Weg.

Auf dem Davies Bore Track

Nach 11 km auf dem Davies Bore Track erreichte ich die Grenze von Wiluna Shire, den Rabbit-Proof Fence, der auch Cunyu von Ned’s Creek Station trennt.

Die Rabbit-Proof Fences wurden in den Jahren 1901 bis 1907 errichtet, um eine Kaninchenplage und andere landwirtschaftliche Schädlinge abzuwehren, die aus den östlichen Bundesstaaten in das Weideland Westaustraliens eindrangen. Es gab drei Zäune: Der ursprüngliche Zaun Nr. 1 durchquerte den Staat von Ravensthorpe im Süden bis zur Pardoo Station (östlich von Port Hedland) an der Pilbara-Küste. Zaun Nr. 2 ist kürzer und verläuft weiter westlich. Zaun Nr. 3 ist noch kürzer: von Kalbarri an der Westküste nach Osten. Als Zaun Nr. 1 fertiggestellt wurde, war er der längste ununterbrochene Zaun der Welt (1.833 km). Die drei Zäune haben eine Gesamtlänge von 3.256 km.

Kaninchen kamen mit der First Fleet nach Australien und wurden zum Problem, als 1859 der Siedler Thomas Austin 24 Kaninchen in die Wildnis entließ, weil er glaubte, dass ein paar Kaninchen keinen Schaden anrichten würden und man sie jagen könnte, wie in seiner alten Heimat. Die Bedingungen war ideal für die Kaninchen, die praktisch keine natürlichen Feinde hatten und sich schnell zu einer regelrechten Plage vermehrten. Man befürchtete, dass das Eindringen und die Ausbreitung der Kaninchen den Viehzüchtern Westaustraliens die Lebensgrundlage nehmen würden, ließ die Regierung die Zäune bauen.

Die Zäune wurden von Inspektoren gewartet: Jeweils vier Inspektoren waren für einen 800 km langen Abschnitt zuständig, und 25 Grenzreiter patrouillierten regelmäßig 160 km lange Abschnitte, zuerst auf Fahrrädern, später auf Kamelen oder von Kamelen gezogenen Wagen. 1910 testete man ein Auto auf der Strecke, das jedoch unter diesen Bedingungen (wie zuvor die Fahrräder) unbrauchbar war. Entlang des Zauns befanden sich Wartungsdepots, eines davon war Jigalong.

In den 1920er Jahren patrouillierten Grenzreiter auf von Kamelen gezogenen Wagen den Zaun.

Der Rabbit-Proof Fence war nie sehr effektiv. 1902 hatten die Kaninchen Zaun Nr. 1 durchbrochen—noch bevor er fertig war. Zaun Nr. 2 hielt die Kaninchen weitgehend von Ackerland fern, aber konnte nicht ewig standhalten; die einzige Möglichkeit, die Kaninchen unter Kontrolle zu halten, war, sie mit Myxomatose zu infizieren, jene Krankheit, die Kaninchen erblinden und an Nahrungs- und Wassermangel sterben lässt.

Ich bin in WA aufgewachsen und kannte den RPF schon als Kind, aber der Rest der Welt erfuhr erst 2002 durch Film “Rabbit-Proof Fence” davon, die Geschichte dreier Aborigine-Kinder, die ihren Eltern von den Behörden entrissen und ins Moore River Native Settlement gebracht wurden, von dort entkamen und ihren Weg zurück nach Jigalong fanden, indem sie dem RPF folgten (auf der Karte oben ist die Route der Mädchen von Moore River nach Jigalong in schwarz dargestellt). Der Film war sehr erfolgreich und lenkte Aufmerksamkeit auf diese geraubte Generation. Der Rabbit-Proof Fence steht für die meisten Menschen stellvertretend für die Notlage der “Stolen Generation”.

Ich wusste, dass der RPF größtenteils verfallen ist, und wollte ich mit dem Fahrrad an einem Teil des RPF entlang fahren und der Geschichte der drei Mädchen bis nach Jigalong folgen. Das war nicht so einfach, denn als die ersten Räder am Rabbit-Proof Fence patrouillierten, gab es größtenteils noch Wege—aber seit über 70 Jahren wird die Strecke nicht mehr instand gehalten. 2016 und 2017 gab es zwei Expeditionen zu Fuß, aber niemand hatte es in letzter Zeit auf dem Fahrrad versucht.

Mein Ausgangspunkt war die Grenze zwischen den Farmen Cunyu und Ned’s Creek an der Nordgrenze von Wiluna Shire.

Ich fuhr an der Ostseite des Zauns entlang, der zunächst noch in gutem Zustand war, da er als Grenzzaun zwischen Cunyu und Ned’s Creek diente. Das Kaninchennetz reicht etwa 15 cm tief in den Boden, um die Kaninchen daran zu hindern, sich unter dem Zaun durchzugraben. Ich kämpfte mich durch den Busch mit wunderschönen, bunten Wildblumen. Der alte Wartungsweg war hier kaum noch zu erkennen. Nach 18 km ging es nicht mehr weiter. Den nächsten Abschnitt durch Nabberu Lakes bis hinauf nach Simpson’s Well war ich auf mich alleine gestellt. Beide Farmmanager hatten uns gewarnt, Nabberu Lakes sei gefährlich weich für Fahrzeuge und eine Piste nicht vorhanden.

Ein typischer RPF besteht aus einem Kaninchennetz – 15 cm tief eingegraben, damit Kaninchen sich nicht unter dem Zaun durchgraben konnten – mit Stacheldraht und stabilen Zaunpfählen aus einheimischen Hölzern . Dieser Zaun befand sich nahe des Startpunktes meines Tracks, und es war ziemlich einfach, ihm zu folgen, da die Farmen ihn immer noch nutzen.

Nach einem kurzen Mittagessen trennten wir uns – das Team musste 143 km um die Seen, über Ned’s Creek Station und dann nach Simpson’s Well fahren. Und ich musste etwa 35 km in vier Stunden zurücklegen, um Simpson’s Well vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Unter normalen Umständen wäre das ein Kinderspiel, aber der Zustand der Piste war unbekannt, denn hier war seit mehr als 120 Jahren niemand mehr gefahren! Als ich losfuhr, fühlte ich mich, als würde ich die dunkle Seite des Mondes betreten.

Sogleich musste ich eine salzige Lehmpfanne nach der anderen durchqueren, dazwischen Sanddünen. Der ganze Weg war mit Salzmelde bewachsen. Der alte Pfad am Zaun war sandig und übersät mit Tierspuren. Tiere liefen anscheinend gerne am Zaun auf und ab. Oft musste ich durch hohes Gras radeln, das die sandige, unebene Oberfläche bedeckte. Ich versuchte, die Pedale in einem niedrigen Gang zu treten, und nahm alle Unebenheiten und physischen Schläge hin. Ein hartes Training für den Oberkörper. Und ich musste mich voll darauf konzentrieren, einen Weg oder Tierspuren zu finden, um voranzukommen.

Ein wunderschöner Ort im Frühling, aber nicht so einfach zu fahren!
Mein weicher, sandiger, holpriger Weg

Nach ein paar Kilometern ersetzte das alte Kaninchennetz und die Holzpfähle ein Elektrozaun, der offensichtlich größere Tiere (keine Kaninchen) fernhalten sollte. Manchmal schien auf der anderen Seite des Zauns ein besserer Weg zu sein; also suchte ich eine Stelle, an der ich mit dem Rad (sehr vorsichtig) unter dem Elektrozaun durchkriechen konnte.

Ein solarbetriebener Elektrozaun ersetzt das Kaninchennetz.
Der Elektrozaun
Ein verwirrt dreinschauendes Kamel – die Salzpfannen waren ungewöhnlich rau, mit Sand und Buschwerk.

Nach ca. 11 km traf ich auf das erste ernsthafte Hindernis, ein großer See mit tiefem Wasser! Der Zaun ging einfach geradeaus weiter – die Seen führen nicht immer Wasser, sondern sind meistens trocken.

Die erste Wasserfalle – einer der Seen von Nabberu
Der See auf der Ostseite
Die Westseite des Zauns – ich navigierte durch die engste Stelle des Sees.

Ich musste einen Weg finden. Die Ostseite war zu nass, die Westseite war vielversprechender. Ich folgte einigen Sandstränden und Buchten durch das Wasserlabyrinth, bis mir nichts anderes übrig blieb, als den See zu durchqueren. Ich wählte eine Stelle, zog meine Schuhe aus und trug das Rad hindurch. Kurz vor dem anderen Ufer geriet ich in besonders weiches Sediment, wo ich fast hinfiel. Ich stand bis zu den Hüften im Wasser und konnte das Rad gerade noch über dem Salzwasser halten. Noch ein paar sumpfige Flächen und dann war ich zurück am Zaun. Ich war etwa zusätzliche 2 km geradelt und hatte wertvolle Zeit verloren. Ich begann mir Sorgen zu machen, welche Hindernisse noch vor mir lagen.

Und das aus gutem Grund – ein weiterer See erwartete mich. Diesmal schaffte ich es ohne ein weiteres Bad im See, aber es war knapp, denn es gab mehrere Stellen mit sumpfigem, glitschigem Schlamm.

Das zweite Wasserhindernis und der RPF
Mein Weg um den See herum

Etwas weiter am Zaun entlang entdeckte ich die frischen Spuren eines Stationsfahrzeugs, nicht älter als zwei Wochen. Das gab mir die Gewissheit, dass es vor mir nichts geben würde, was ein Fahrzeug nicht schaffen könnte, keine weiteren Wasserhindernisse.

Nach 20 km machte der Elektrozaun eine Rechtskurve, was verwirrend war, da der RPF eigentlich eine gerade Linie sein sollte. Vor mir lag ein besserer Weg, aber kein Zaun. Ich konnte Martin über das Satellitentelefon erreichen und wir beschlossen, diesen Weg zu nehmen. Etwa einen Kilometer später tauchten die Überreste des ursprünglichen Zauns auf, verstreute Zaunpfähle und Netzfragmente, gelegentlich noch mit Stacheldraht. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.

Ein Beispiel für eine Falle für Kaninchen und andere Schädlinge, die den Zaun entlang liefen.

Dann…Leere, der Zaun war schwer wiederzufinden. Als ich ihn endlich entdeckte, traute ich mich nicht mehr, mich zu weit zu entfernen. Alles war überwuchert. So etwas wie ein Track war schwer zu erkennen. Sobald ich einer Spur vom Zaun weg folgte, verlor ich den Zaun – oft waren es nur einzelne Pfosten oder ein Stück Draht – aus den Augen. Ich überquerte riesige Erdrutsche, Gräser höher als mein Rad, Bäume, die mir den Weg versperrten, steinige Hügel – und das Tageslicht wurde knapp.

Schließlich erreichte ich Simpson’s Well und war erleichtert, mein Team zu sehen. Ich war ziemlich müde, aber…was für ein tolles Abenteuer! Meine Reifen sahen aus wie Igel mit mindesten 100 Stacheln, und um den Antriebsstrang war Gras gewickelt. Meine Gänge waren blockiert und ließen sich nicht mehr richtig schalten.

Russell entfernte zwei Glieder der Kette, die sich gedehnt hatte und nicht mehr in die Zahnräder griffen.

TAG 78 (TAG 2 AM RPF) | 63 KM

Auf den ersten 4 km hinter Simpson’s Well war die Piste rau, aber gut zu befahren. Danach verschwand der Zaun wieder. Ein paar Kilometer weiter hielt ich es für sicherer, auf das Team zu warten, da ich viel Zeit mit der Suche nach dem Zaun verlor und es besser wäre, wenn wir zusammen blieben.

Typisch für das, was vom RPF übrig geblieben ist – manchmal ist es schwer, dem zu folgen.

Die Strecke war unglaublich rau, ich war meistens genau so schnell wie die Autos, wenn nicht schneller. Die Fahrer saßen in ihren Fahrzeugen viel höher als ich auf dem Rad und konnten besser sehen, wo die Piste durchs Gras führte. Ich musste mich über und durch das Gras kämpfen, ständig von einer Reifenspur zur anderen wechseln, über Sand, durch Auswaschungen und Bäche.

Überquerung eines Baches
An einer Auswaschung brach die Anhängerkupplung. Glücklicherweise hatte Neil die gleiche Vorrichtung an seinem Fahrzeug und konnte das Problem schnell beheben.

Wir durchquerten Marymia Station. Jack, der Manager, war sehr hilfsbereit, als ich ihn anrief und um Erlaubnis bat. Das RPF-Abenteuer forderte langsam seinen Tribut von den Fahrzeugen. Unser größtes Problem: die Anhängerkupplung brach. Zum Glück hatte Neil einen Ersatz dabei und das unglaublich kompetente Team konnte das Problem schnell reparieren.

TAG 79 (TAG 3 AM RPF) | 71 KM

Angesichts des Zeitdrucks und der Belastung der Fahrzeuge entschied ich, den RPF bei Beyondie zu verlassen und über die Jigalong Mission Road nach Jigalong zu fahren. Mein Team hatte 2017 bereits zwei Frauen unterstützt, die den RPF zu Fuß erwandert hatten – sie kamen weiter, mussten aber wegen Brandgefahr des zwei Meter hohen Spinifexgrases aufgeben. Sie brauchten drei weitere Tage, um nach Beyondie zu gelangen.

Ein Stück des letzten Rabbit-Proof Fence, den wir auf Marymia Station sahen.
Der sehr sandige RPF-Pfad nach Beyondie
Der Brunnen von Beyondie Station
Das alte Farmhaus in Beyondie, jetzt eine Ruine. Beyondie ist jetzt eine Außenstation für Marymia.
Unglaubliche Blumen entlang der Piste aus Beyondie heraus.

Teil II nach Jigalong folgt bald.

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Die Story von Kate Leemings erstaunlicher 22.000 km Fahrradtour quer durch Afrika.
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Die Geschichte der 25.000 km langen Great Australian Cycle Expedition.
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Kate Leeming

Explorer/adventurer. Kate has cycled a distance greater than twice around the world at the Equator. In the early ’90s when she rode a total of 15,000 km as her way of experiencing Europe, Kate developed her passion for travelling by bicycle. Since then, Kate has stepped it up, performing three major expeditions: the Trans-Siberian Cycle Expedition from St. Petersburg to Vladivostok, the Great Australian Cycle Expedition with Greg Yeoman and the Breaking the Cycle in Africa expedition from Senegal to Somalia. Her next venture is Breaking the Cycle South Pole, which will be the first bicycle crossing of the Antarctic continent via the South Pole. She is preparing for this challenge with expeditions (polar, sand, altitude) on six continents.