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Der INEOS Grenadier Quartermaster – Ein brandneuer Pickup, aber wie schneidet er im Vergleich zur Konkurrenz ab?

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INEOS nutzte das diesjährige Goodwood Festival of Speed, um sein neuestes Modell vorzustellen: den Quartermaster. Typisch für INEOS hielten Vorankündigungen und die feierliche Präsentation alle in Atem, aber wie schlägt sich dieser brandneue Pickup im Vergleich zur Konkurrenz?

Um als neuer Autohersteller im Rampenlicht zu bleiben, gibt es keine bessere Schlagzeile als die Einführung eines dritten Modells neben den beiden bestehenden Pkw- und Nutzfahrzeug-Grenadieren.

Auch machte INEOS Schlagzeilen in den sozialen Medien, weil frustrierte Kunden auf ihre Autos warteten, die zwar beim Händler standen, aber noch nicht zur Auslieferung bereit waren. Fairerweise muss man sagen, dass INEOS als jüngste Marke in der Automobilbranche mit Anlaufschwierigkeiten bei der Erstproduktion zu kämpfen hatte, wie sie selbst alteingesessene Hersteller kennen, ganz zu schweigen von den Auswirkungen einer weltweiten Pandemie und des Krieges.

BASIS

Angesichts der Plattform, auf der der Quartermaster basiert, ist dieser neue Pickup vielversprechend und zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Schließlich ist der Grenadier mechanisch und strukturell für anspruchsvolles Gelände ausgelegt. Die BMW-Motoren, das ZF-Getriebe und die unglaublich robusten Carraro-Achsen sorgen für Langlebigkeit und Zuverlässigkeit.

Die Kastenform erinnert an traditionelle Geländewagen, und INEOS ist es gelungen, einen zweckbetonten Offroader zu einem Preis auf den Markt zu bringen, der die Qualität der verwendeten Komponenten widerspiegelt.

Wie sieht das bei einem Pickup aus?

ERWARTUNGEN

Während der Grenadier die Marktlücke füllen soll, die der alte Defender hinterlassen hat, könnte der Quartermaster als Ersatz für den Defender 130 gesehen werden. Allerdings tummeln sich auf dem Markt bereits einige andere Pickups, die um die Gunst der privaten und gewerblichen Kunden buhlen.

Wer einen Pickup sucht, der auch unwegsames Gelände meistert, ist mit dem Grenadier gut beraten. Leiterrahmen, Starrachsen, kraftvoller Antrieb, permanenter Allrad und optionale Differentialsperren, Seilwinde und weiteres Zubehör sind unbestreitbare Pluspunkte. Für Bauunternehmer, Landschaftsgärtner und andere, die nur einen einfachen Pickup benötigen, stehen jedoch Kosten und Funktionalität im Vordergrund.

Wenn ein Fahrzeug umgebaut und z.B. die Ladefläche entfernt und durch einen maßgeschneiderten Aufbau (Feuerwehr, Wohnkabine) ersetzt werden soll, sind Nutzlast und Platzangebot wichtige Faktoren.

In Europa ist das Marktsegment hart umkämpft, zu den Mitbewerbern zählen u.a. der Ford Ranger, der Toyota HiLux und der VW Amarok.

IN DER PRAXIS

Der Fairness halber betrachten wir hier nur Pickups mit Doppelkabine. Im Gegensatz zu anderen Herstellern bietet INEOS keine Single oder Extra Cabs mit längerer Ladefläche an. Eine Fahrgestellversion mit Fahrerhaus wird zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein.

Legt man die Grundfläche einer Europalette (1.200 x 800 mm) als Mindestanforderung zugrunde, bietet der Ford Ranger mit 1.638 mm (1.224 mm zwischen den Radkästen) die größte Ladefläche gegenüber 1.564 bzw. 1.064 mm beim Quartermaster.

Den Kampf um die maximale Zuladung gewinnt der Amarok, der je nach Motorisierung 1.130 kg transportieren kann, während der Quartermaster mit 760 bzw. 825 kg eher enttäuscht.

Größe und Wendekreis spielen eine Rolle im Stadtverkehr. Mit 5,44 m ist der Quartermaster 115 mm länger als der Toyota HiLux. Und der Wendekreis des Grenadier beträgt satte 14,5 m gegenüber 12,8 m beim Toyota und 12,9 m bei Ford und VW.

Bei der Anhängelast können alle Kandidaten bis zu 3.500 kg ziehen. (Der Ford Ranger ist bei einigen Konfigurationen auf 2.500 kg begrenzt).

OFFROAD

Die größte Bodenfreiheit hat der Toyota HiLux mit 310 mm gegenüber dem Quartermaster mit 265 mm. Bei den Böschungswinkeln vorne und Rampenwinkeln (35,5° bzw. 26,2°) führt der Quartermaster das Feld an, beim Böschungswinkel hinten (22,6°) fällt er zurück.

Seine Wattiefe liegt mit 800 mm gleichauf mit Amarok und Ranger, während der Toyota mit nur 700 mm leicht zurückbleibt.

PREIS

Die Einstiegspreise für Amarok, Ranger und HiLux liegen zwischen €40.000 und €47.000 (inkl. 19% MwSt.). Die Preise für den Grenadier beginnen bei €81.890 (ebenfalls inkl. MwSt.). Für britische Käufer bedeutet die geringe Nutzlast, dass der Quartermaster nicht als Nutzfahrzeug zugelassen werden kann, was ihn erheblich teurer macht als seine Konkurrenten.

FAZIT

Zum Zeitpunkt der Drucklegung hatte INEOS der Presse noch keine Testfahrzeuge zur Verfügung gestellt, daher basiert dieser erste kritische Blick auf den Quartermaster auf Fakten, Zahlen und Vergleichstabellen.

Grundsätzlich gefällt mir das Konzept des INEOS Grenadier. Als echter Geländewagen mit Fokus auf Funktionalität und Leistung abseits des Asphalts entspricht er wirklich den Anforderungen des Marktes. Im Hinblick auf Overlanding machen ihn seine Kastenform, das geräumige Interior, seine Dachlastkapazität und Geländegängigkeit äußerst attraktiv.

Der Quartermaster hingegen muss sich der harten Konkurrenz der Pickups stellen. Leider offenbart der Vergleich auf dem Papier eine Reihe von Nachteilen, z.B. bei der Nutzlast und den Kosten, die potenzielle Kunden abschrecken könnten.

Wie für jedes Fahrzeug wird es auch für den Quartermaster einen Markt geben, aber ich bezweifle, dass er die Verkaufszahlen seines Bruders, des Grenadiers, erreichen oder die Marktanteile seiner Mitbewerber wesentlich schmälern wird. Dennoch hat der Quartermaster gute Chancen, in der Kategorie der Lifestyle-Trucks zu punkten.

INEOS

*variiert je nach Motor-Getriebe-Konfiguration
Picture of Mike Brailey

Mike Brailey

Born in the UK, Mike went to school in England and France before hiking across most of Europe in his early twenties. With a background as a photographer and engineer in the automotive industry, he has worked in Europe, the Middle East, South Africa, Southeast Asia and the Americas. His heart beats for classic cars and motorcycles, favouring an expedition equipped 1963 Land Rover Series IIA for overlanding. He is an outdoor enthusiast and, in 2016, followed his vocation to become an adventure journalist.